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Partner und Gegenspieler von Borkenkäfern

Siebert, Ina [Ina Siebert1], Schulemann-Maier, Gaby [Gaby Schulemann-Maier] - 17. Mär 2023, 08:10
Es gibt nicht „den“ → Borkenkäfer (Scolytidae), sondern allein in Europa etwa 300 Arten in dieser Käfer-Familie. Einige davon erlangen wirtschaftliche Bedeutung, wenn sie in Massen ganze Waldbestände zum Absterben bringen. Dennoch gehören sie zum Waldökosystem, indem sie Nährstoffe aus geschwächten und bereits abgestorbenen Bäumen wieder dem Kreislauf zuführen.
Buchdrucker, (c) Peter Reus/NABU-naturgucker.de
Buchdrucker
(c) Peter Reus/NABU-naturgucker.de
Von der Trockenheit der vergangenen Jahre profitiert vor allem der → Buchdrucker (Ips typographus). Er befällt insbesondere → Fichten (Picea). Erwachsene Tiere und Larven ernähren sich vom Zucker in den Leitungsbahnen der Bäume. Ihre Bohr- und Fraßtätigkeit in der Bastschicht zwischen Rinde und Holz unterbricht den Nährstofftransport der Bäume und lässt sie absterben. Gesunde Bäume können sich wehren: Sie sondern bei Verletzungen Harz ab, in dem der sich durch die Rinde bohrende Käfer erstickt. Geschwächte Bäumen können das bei Trockenheit aber nicht.
Typischer Buchdruckerbefall in Fichtenrinde, (c) Dieter Gschwend/NABU-naturgucker.de
Typischer Buchdruckerbefall in Fichtenrinde
(c) Dieter Gschwend/NABU-naturgucker.de
Für den Buchdrucker überaus attraktiv sind Bäume, die von dem Pilz Grosmannia penicillata befallen sind. Ein internationales Forschungsteam unter Federführung des Max-Planck-Instituts für chemische Ökologie hat nun herausgefunden, wie die Pilze und Käfer interagieren. Die Pilzsymbionten verändern flüchtige Verbindungen aus der Fichtenrinde zu sauerstoffhaltigen Substanzen. Für diese besitzen die Buchdrucker eigene Geruchssinnesneuronen. Sie werden von den Substanzen, die die Symbionten abgeben, angezogen. Auf vergleichbare Verbindungen anderer Pilze reagieren sie hingegen nicht.
 
Vermutlich erkennen die Käfer anhand dieser chemischen Signale, ob für sie nützliche Pilze vorhanden sind, wie geschwächt ein Baum bereits ist und ob bereits weitere Käfer aktiv sind.[1] Einfließen sollen diese Ergebnisse nun in die Verbesserung der zur Bekämpfung der Borkenkäfer eingesetzten Pheromon-Fallen. Sie setzen bislang Lockstoffe der Käfer selbst ein und waren in den vergangenen Jahren wenig wirksam. Getestet wird ein Zusatz der von den Pilzen abgegebenen Duftstoffe.
Gewöhnlicher Wald-Grabläufer, (c) Andreas Röcker/NABU-naturgucker.de
Gewöhnlicher Wald-Grabläufer
(c) Andreas Röcker/NABU-naturgucker.de
Borkenkäfer haben auch eine Vielzahl natürlicher Feinde. So erbeutet ein → Dreizehenspecht (Picoides tridactylus) pro Tag 2.000 bis 3.000 Borkenkäferlarven. Bekannt sind außerdem mehr als 300 Arten von Wirbellosen, die Borkenkäfer parasitieren oder sich von ihnen ernähren. Bis zu 20 ausgewachsene Käfer sind es beispielsweise beim → Gewöhnlichen Wald-Grabläufer (Pterostichus oblongopunctatus), einem räuberischen Laufkäfer. Andere Käfer-Arten und ihre Larven jagen Borkenkäferlarven. Parasitische Wespen wie → Erzwespen (Chalcidoidea) legen ihre Eier in Borkenkäferlarven, wodurch diese absterben. Ebenso können Pilze und Bakterien Larven töten. Massenvermehrungen der Borkenkäfer können die natürlichen Feinde zwar nicht verhindern, doch insgesamt eine unbeschränkte Vermehrung der Käfer verhindern.[2] 

[1] Kandasamy D, Zaman R, Nakamura Y, Zhao T, Hartmann H, Andersson MN, et al. (2023) Conifer-killing bark beetles locate fungal symbionts by detecting volatile fungal metabolites of host tree resin monoterpenes. PLoS Biol 21(2): e3001887. DOI: → 10.1371/journal.pbio.3001887

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