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Beobachtungstipp: Pilzschnegel im Herbst

Schulemann-Maier, Gaby [Gaby Schulemann-Maier] - 20. Okt 2021, 08:45
Für viele Tiere sind Pilze eine wichtige Nahrungsquelle. Unter ihnen ist eine Schneckenart, die ihre Lieblingsnahrung sogar im deutschen Namen trägt: der Pilzschnegel (Malacolimax tenellus). Er ist eine Nacktschnecke aus der Familie der Schnegel (Limacidae) und wird bis meist zu 4 cm lang. Gelegentlich lassen sich ein wenig größere Exemplare beobachten.
Pilzschnegel, (c) Hans Schwarting/NABU-naturgucker.de
Pilzschnegel
(c) Hans Schwarting/NABU-naturgucker.de
Farblich sind ausgewachsene Pilzschnegel ausgesprochen variabel. Ihr Körper kann weißlich, hellgelb, kräftig gelb, grünlichgelb, bräunlichgelb bis orangefarben sein. Meist ist der Kopf etwas dunkler als der Körper. Braun oder dunkelbraun bis nahezu schwarz sind die Fühler gefärbt. In ihrem Aussehen unterscheiden sich die Jungtiere von ihren erwachsenen Artgenossen. Zu Beginn sind die juvenilen Pilzschnegel noch farblos oder schwach gelb. Erst nach circa 6 Monaten zeigen sie die Färbung der Erwachsenen.

Bevorzugt leben diese Schnecken in Laub- und Nadelwäldern, sie sind in Nord- und Mitteleuropa verbreitet. Wer sie sucht, wird hauptsächlich an Pilzen fündig. Jungtiere ernähren sich vom Pilzmyzel, also den sehr dünnen und verzweigten fadenförmigen Zellen (Hyphen) der Pilze. Dagegen fressen die größeren Tiere von den Fruchtkörpern und somit von jenen Teilen, die umgangssprachlich als Pilze bezeichnet werden. Manchmal fressen sie vor Blicken geschützt auf der Unterseite der Hüte. Es lohnt sich deshalb, Pilze von unten zu betrachten, falls diese Schnecken draußen gezielt gesucht werden.
Pilzschnegel auf der Unterseite eines Pilzhutes, (c) Béla Sebestyén/NABU-naturgucker.de
Pilzschnegel auf der Unterseite eines Pilzhutes
(c) Béla Sebestyén/NABU-naturgucker.de
Männchen und Weibchen gibt es bei den Pilzschnegeln nicht. Jedes Individuum besitzt Keimdrüsen, die sowohl Spermien als auch Eier produzieren. Demnach sind Pilzschnegel Zwitter. Die Geschlechtsreife wird im Alter von 7 bis 9 Monaten erreicht. Tiere unter einer Länge von 25 mm sind in der Regel noch nicht geschlechtsreif. Jene Individuen, die alt genug für die Fortpflanzung sind, finden sich im Herbst zusammen.
Pilzschnegel bei der Paarung, (c) Andre Fischer/NABU-naturgucker.de
Pilzschnegel bei der Paarung
(c) Andre Fischer/NABU-naturgucker.de
Tagsüber halten sich Pilzschnegel versteckt unter altem Laub, umgestürzten Baumstämmen, Höhlungen unter Wurzeln, morschem Holz und unter Steinen. Bei feuchtem Wetter kriechen erwachsene Tiere mitunter an glatten Baumstämmen, zum Beispiel an Rot-Buchen (Fagus sylvatica), empor und fressen die auf der Rinde wachsenden Pilz-, Algen- und Flechtenrasen ab.

Übrigens: Nicht jede Schnecke, die von einem Pilz frisst, ist ein Pilzschnegel. Etliche weitere in Deutschland heimische Nacktschneckenarten wissen Pilze als gehaltvolle Mahlzeit zu schätzen.
Pilzschnegel, (c) Gaby Schulemann-Maier/NABU-naturgucker.de
Pilzschnegel
(c) Gaby Schulemann-Maier/NABU-naturgucker.de
Bei der NABU|naturgucker-Akademie wird es voraussichtlich ab Februar 2024 ein Lernangebot über Weichtiere (Mollusken) geben. Darin wird jede Menge weiteres Wissen über Schnecken vermittelt.

Angaben zu Beobachtungsorten sowie weitere Bilder des Pilzschnegels gibt es auf → NABU-naturgucker.de.
Pilzschnegel, (c) Gordon McKay/NABU-naturgucker.de
Pilzschnegel
(c) Gordon McKay/NABU-naturgucker.de

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