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Weltweite Erfassung von Wasservögeln
Siebert, Ina [Ina Siebert2] - 13. Jan 2023, 07:40
Mehr als 700 Vogelarten zählen zu den Wasservögeln. Hierbei handelt es sich nicht um eine taxonomische Ordnung; vielmehr werden unter dem Begriff Arten zusammengefasst, die im oder am Wasser leben. Rund 130 Spezies rasten regelmäßig im Winter in Deutschland. Am besten lassen sie sich im Januar beobachten, wenn das Zuggeschehen am geringsten ist.

Seltene Wintergäste: Prachttaucher und Rothalstaucher im November 2022 in Sachsen
(c) Nadine Röhnert/NABU-naturgucker.de
(c) Nadine Röhnert/NABU-naturgucker.de
In Deutschland werden die Arten und Anzahlen seit 1966 im Monitoring rastender Wasservögel erfasst. Aus monatlichen Zählungen über das gesamte Winterhalbjahr in festgelegten Gebieten fließen die Daten ein. Mit den Erfassungen können die Gesamtbestände geschätzt und Entwicklungen verfolgt werden, um die Vögel sowie bedeutende Rastgebiete besser schützen zu können.[1] An der Wasservogelzählung beteiligen sich zahlreiche ehrenamtliche Personen; koordiniert wird sie vom → Dachverband Deutscher Avifaunisten (DDA) e. V..

Verschiedene Arten von Wasservögeln im Oktober 2022 in Thüringen
(c) Jens Winter/NABU-naturgucker.de
(c) Jens Winter/NABU-naturgucker.de
Auch in anderen Ländern gibt es eine entsprechende Tradition. Seit dem Winter 1966/67 findet der International Waterbird Census statt, an dem sich mittlerweile 143 Länder beteiligen. Es ist eines der größten und ältesten Monitoring-Programme der Welt. Dank der Unterstützung Tausender Freiwilliger ist es zudem eines der größten bürgerwissenschaftlichen Programme. Wasservögel sind ein wesentlicher Indikator für den Zustand von Feuchtgebieten. Tiere wie Lebensräume solle mit den langfristig erhobenen Daten besser verstanden und erhalten werden.[2]

Magellanpinguin in Chile; die Art wird auf der Vorwarnliste geführt
(c) Axel Schallwich/NABU-naturgucker.de
(c) Axel Schallwich/NABU-naturgucker.de
Von allen Wasservögeln ist rund ein Drittel der Arten in der Lage zu tauchen, um Nahrung zu suchen bzw. zu jagen. Eine Studie der University of Bath zeigt, dass sich das Tauchen mehrfach und unabhängig voneinander bei verschiedenen Wasservögeln entwickelt hat. Unterschieden werden drei Techniken: Mit ihren Flügeln als Antrieb bewegen sich beispielsweise → Pinguine (Sphenisciformes) und → Papageitaucher (Fratercula arctica) fort, während andere Vögel wie die → Kormorane (Phalacrocoracidae) ihre Füße einsetzen. Beispiele für stoßtauchende Arten aus der Luft sind → Möwen (Laridae) und → Tölpel (Sulidae).

Lachmöwe beim Stoßtauchen; die ungefährdete Art hat ein breites Nahrungsspektrum
(c) Regine Schadach/NABU-naturgucker.de
(c) Regine Schadach/NABU-naturgucker.de
Unter den Wasservögeln sind hochspezialisierte tauchende Vögel wie die Pinguine am stärksten gefährdet, da sie eine evolutionäre Nische füllen, die sie unter den sich rasch wandelnden Klima- und Umweltbedingungen nicht verlassen können. Von ihnen werden 32 Prozent in der Roten Liste der gefährdeten Arten geführt, während es bezogen auf alle Wasservogelarten 21,5 Prozent sind.[3]
[3] Tyler Joshua and Younger Jane L.. 2022 Diving into a dead-end: asymmetric evolution of diving drives diversity and disparity shifts in waterbirds. Proc. R. Soc. B. 289: 20222056. DOI: → 10.1098/rspb.2022.2056