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Melde-App für die Nosferatu-Spinne
Siebert, Ina [Ina Siebert1] - 2. Sep 2022, 07:20
Weltweit gibt es mindestens 50.000 Arten der → Echten Spinnen bzw. Webspinnen (Araneae), davon etwa 1.000 in Deutschland. Sie besiedeln sämtliche Lebensräume an Land und sind selbst in Wüsten, auf Gletschern und in der Gezeitenzone zu finden. Mit Spinnfäden errichten sie Fangnetze, sichern sich bei der Jagd und schützen die Eier in einem Kokon oder sich selbst in einem Gespinst.

Nosferatu-Spinne, seit 2005 in Deutschland nachgewiesen
(c) Erich Junginger/NABU-naturgucker.de
(c) Erich Junginger/NABU-naturgucker.de
Alle Arten leben räuberisch von Insekten und anderen Gliederfüßern. Mit ihrer großen Verbreitung und Anzahl haben sie eine bedeutende Rolle für das Ökosystem. In Landlebensräumen sollen 150 Spinnen auf einen Quadratmeter kommen, in einigen Fällen gar bis zu 1.000.[1] Schätzungen zufolge töten sie jährlich Beutetiere mit einem Gewicht von 400 bis 800 Millionen Tonnen.[2] Zum Vergleich: Die weltweite Fleischproduktion betrug im Jahr 2020 rund 337 Millionen Tonnen.[3]

Bekannte Webspinne in Deutschland: Gartenkreuzspinne
(c) Ursula Spolders/NABU-naturgucker.de
(c) Ursula Spolders/NABU-naturgucker.de
Fast im umgekehrten Verhältnis zu ihrer Nützlichkeit steht die Akzeptanz von Spinnen in der Bevölkerung. Ein großes Medienecho erfährt die erstmals 2005 in Deutschland entdeckte
→ Nosferatu-Spinne (Zoropsis spinimana). Sie stammt ursprünglich aus dem Mittelmeerraum und breitet sich nach Norden aus, zunächst über den Rhein und seine Nebenflüsse. Inzwischen gibt es auch Sichtungen beispielsweise aus Bremen, Berlin und Sachsen.
→ Nosferatu-Spinne (Zoropsis spinimana). Sie stammt ursprünglich aus dem Mittelmeerraum und breitet sich nach Norden aus, zunächst über den Rhein und seine Nebenflüsse. Inzwischen gibt es auch Sichtungen beispielsweise aus Bremen, Berlin und Sachsen.

Nosferatu-Spinnen werden häufig an und in Gebäuden beobachtet
(c) Gudrun Treiber/NABU-naturgucker.de
(c) Gudrun Treiber/NABU-naturgucker.de
Auf die im Jahr 2022 besonders häufigen Meldungen haben der NABU Baden-Württemberg und naturgucker.de reagiert und gemeinsam Ende August eine einfach zu bedienende Melde-App eingerichtet. Unter https://nabu-naturgucker.de/app/nosferatu können sich alle Interessierten über die Art informieren, bisherige Beobachtungen ansehen und eigene einreichen sowie Fotos hochladen.

Große Hauswinkelspinne, ebenfalls an und in Gebäuden zu finden
(c) Ludger Buller/NABU-naturgucker.de
(c) Ludger Buller/NABU-naturgucker.de
Bereits in den ersten Tagen der App sind Hunderte neuer Einträge eingegangen. Sie reichen weit hinaus über die bisher bekannten Haupt-Fundorte der Spinne. Baden-Württemberg bildet nach wie vor den Schwerpunkt; sehr viele Meldungen stammen aus Hessen, Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen. Genau das ist das Ziel der App: Mit Hilfe naturinteressierter Bürgerinnen und Bürger erheben und dokumentieren, wo die Nosferatu-Spinne in Deutschland verbreitet ist. Da sie besonders häufig an und in Gebäuden gefunden wird und mit ihrer Größe und Zeichnung markant ist, eignet sie sich hierfür gut.
[1] → Staatliches Naturkundemuseum Karlsruhe: Spinnen konsumieren weltweit mehr Fleisch als Menschen
[2] Nyffeler M, Birkhofer K. An estimated 400-800 million tons of prey are annually killed by the global spider community. Naturwissenschaften. 2017 Apr;104(3-4):30. DOI: → 10.1007/s00114-017-1440-1