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Hälfte der Raubfliegenarten in Deutschland ist gefährdet

Siebert, Ina [Ina Siebert1] - Gestern, 08:20
Weltweit soll es mehr als 7.000 Arten aus der Familie der → Raubfliegen (Asilidae) geben; in Deutschland gelten 83 Arten als etabliert. Larven ernähren sich räuberisch oder pflanzlich. Die erwachsenen, bis zu 35 mm großen Tiere jagen von erhöhten Warten aus meist im Flug Insekten, die sie anschließend aussaugen. Sie kommen in verschiedenen offenen Landlebensräumen vor, beispielsweise Magerrasen, Dünen oder Waldrändern.
Große Wolfsfliege, sehr selten und stark gefährdet, (c) Harald Bott/NABU-naturgucker.de
Große Wolfsfliege, sehr selten und stark gefährdet
(c) Harald Bott/NABU-naturgucker.de
Im Dezember 2025 haben das Bundesamt für Naturschutz und das Rote-Liste-Zentrum eine neue Rote Liste der Raubfliegen in Deutschland veröffentlicht. Von den 83 etablierten Arten gelten 4 als ausgestorben und 36 als bestandsgefährdet. Nur 32 werden aktuell als ungefährdet eingestuft. In die Auswertung sind auch Daten von den Citizen Science-Plattformen Observation.org, iNaturalist oder Insekten-Sachsen.de eingeflossen. Von naturinteressierten Bürger*innen auf diesen Portalen hochgeladene Fotonachweise haben zu einer verbesserten Datengrundlage beigetragen. Als Hauptursache für die Rückgänge wird der Verlust kleinräumiger Strukturvielfalt in der Landschaft gesehen. Viele Raubfliegen benötigen für Eiablage, Larvalentwicklung und Nahrungserwerb ein Mosaik verschiedener Lebensräume, so Danny Wolff, Hauptautor der Roten Liste. Einzelne wärmeliebende Arten, beispielsweise die → Hornissen-Raubfliege (Asilus crabroniformis), werden inzwischen häufiger nachgewiesen; sie profitieren wohl vom Klimawandel.[1]
Hornissen-Raubfliege, Einstufung verbessert von stark gefährdet zu gefährdet, (c) Istvan und Sabine Palfi/NABU-naturgucker.de
Hornissen-Raubfliege, Einstufung verbessert von stark gefährdet zu gefährdet
(c) Istvan und Sabine Palfi/NABU-naturgucker.de
Für die Erstellung der Roten Listen werden verfügbare Nachweisdaten zusammengeführt und gezielte Nachsuchen durchgeführt. Sie werden insbesondere dann beauftragt, wenn bei ausgewählten Arten seit Jahrzehnten keine Daten mehr vorliegen. Expert*innen aus den entsprechenden Artengruppen suchen an früheren Fundorten oder in geeigneten Lebensräumen nach den entsprechenden Spezies. So auch für die Rote Liste der Raubfliegen: Im Naturschutzgebiet „Oderberge bei Lebus“ in Brandenburg hat Tommy Kästner nach der → Greisen Rabaukenfliege (Holopogon priscus) gesucht. Nur hier ist die vorwiegend in Osteuropa verbreitete Art im Jahr 1992 nachgewiesen worden. Bei der gezielten Nachsuche gab es keinen Fund. Dafür wurden andere seltene und gefährdete Spezies nachgewiesen, darunter auch die Schwesterart, die → Braune Rabaukenfliege (Holopogon fumipennis). Möglicherweise waren die Tiere, die 1992 beobachtet worden sind, nur unbeständige Besucher und keine etablierte Population. Gezielte Nachsuchen haben sich, auch wenn der Nachweis nicht gelingt, als sehr effektiv erwiesen und erhöhen die Aussagekraft der Roten Listen.[2]
Braune Rabaukenfliege, sehr selten und stark gefährdet, (c) Stella Mielke/NABU-naturgucker.de
Braune Rabaukenfliege, sehr selten und stark gefährdet
(c) Stella Mielke/NABU-naturgucker.de


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