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Wildlebende Bestäuber sichern unsere Ernährung

Siebert, Ina [Ina Siebert2] - Gestern, 08:55
Ökosysteme erfüllen Funktionen, die für unser Leben essenziell sind. Durch die sogenannten Ökosystemleistungen werden beispielsweise Luft und Wasser gefiltert sowie gesunde Lebensmittel und der Nährstoffkreislauf gesichert. Entscheidend für die Stabilität der Ökosysteme ist die Biodiversität mit einer Vielzahl an Arten, an genetischer Vielfalt und einer Vielfalt der Lebensgemeinschaften. Welchen wirtschaftlichen Wert die Ökosystemleistungen für uns haben, ist immer wieder Gegenstand von Studien.
Rote Mauerbiene, (c) Istvan und Sabine Palfi/NABU-naturgucker.de
Rote Mauerbiene
(c) Istvan und Sabine Palfi/NABU-naturgucker.de
Drei Viertel aller Nutzpflanzen werden von Insekten bestäubt. Forschende der Universität Hohenheim haben in einer 2021 veröffentlichten Untersuchung einen Wert von 1 Billion US-Dollar für die globalen Bestäubungsleistungen errechnet. In Deutschland liegt diese Ökosystemleistung bei 3,8 Milliarden Euro.[1] Noch drastischer sind die Ergebnisse einer jüngst veröffentlichten Simulation der Universität Hohenheim: Würden die wildlebenden Bestäuber in Europa im Jahr 2030 verschwinden, wären unsere Ernährungssicherheit und unser wirtschaftlicher Wohlstand gefährdet. Oft gibt es Widerstand gegen Maßnahmen zum Schutz der Biodiversität. Bislang ist jedoch wenig verstanden, wie anfällig unser Agrar- und Ernährungssystem ist, wenn Ökosystemleistungen wie die Bestäubung abnehmen. Um gut 8 Prozent gingen die europäischen Ernteerträge bei einem Ausfall der wildlebenden Bestäuber zurück. In Europa werden etwa 10 Prozent der weltweit von der Bestäubung abhängigen Kulturen angebaut. Die Preise für diese Nutzpflanzen würden weltweit steigen, wobei Europa am stärksten betroffen wäre. Hier läge der wirtschaftliche Verlust bei 24 Milliarden Euro, weltweit bei 34 Milliarden Euro. Global könnte sich die Agrar- und Lebensmittelwirtschaft zwar anpassen, beispielsweise durch eine Ausweitung der Anbauflächen, und die Folgen teils mildern. Jedoch würde sich die Ernährungsunsicherheit verschärfen, und die Bemühungen zum Schutz der Biodiversität würden weiter erschwert. Ein stärkeres Bewusstsein für den Wert der Ökosystemleistungen wildlebender Bestäuber könnte die Naturschutzbemühungen stärken. Laut den Forschenden könnten dazu Subventionen für ökologischen Landbau, Pflanzenvielfalt und die Schaffung naturnaher Lebensräume wie Hecken oder Wildblumenstreifen gehören. Insbesondere gilt das in Regionen, die potenziell am stärksten von negativen Veränderungen der Bestäuberpopulationen betroffen sind.[2]

[1] Christian Lippert, Arndt Feuerbacher, Manuel Narjes, Revisiting the economic valuation of agricultural losses due to large-scale changes in pollinator populations, Ecological Economics, Volume 180, 2021, 106860, ISSN 0921-8009. DOI: → 10.1016/j.ecolecon.2020.106860
[2] Feuerbacher, A., Kempen, M., Steidle, J.L.M. et al. The economic, agricultural, and food security repercussions of a wild pollinator collapse in Europe. Nat Commun 16, 9892 (2025). DOI: → 10.1038/s41467-025-65414-7

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