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Hintergründe und Neues aus der Forschung leicht verständlich erklärt
Stark gefährdete Pflanze kehrt in den Bodensee zurück
Siebert, Ina [Ina Siebert1] - Gestern, 08:05
In stehenden bis schnell fließenden Gewässern haben die Schwimm- und Tauchpflanzen der → Laichkrautgewächse (Potamogetonaceae) wichtige Funktionen – sie sind Lebensraum und Kinderstube, verbessern die Sauerstoffversorgung und festigen mit ihren Wurzeln den Grund. Etwa 24 Arten gibt es in Deutschland, die überwiegend zur Gattung → Potamogeton gehören. Zwar sind die Laichkrautgewächse fast weltweit verbreitet, vielerorts jedoch durch menschliche Eingriffeim Rückgang begriffen und gefährdet.

Dichtblättriges Fischkraut in Frankreich
(c) Stefan Munzinger/NABU-naturgucker.de
(c) Stefan Munzinger/NABU-naturgucker.de
Als stark gefährdet wird das → Dichtblättrige Fischkraut (Groenlandia densa) in Deutschland in der Roten Liste eingestuft.[1] Das macht den jüngsten Wiederfund dieser im Bodensee fast ausgestorbenen Pflanze umso bedeutsamer. Vor rund 60 Jahren kam das Fischkraut im Bodensee noch vor, doch seit 1993 gibt es abgesehen von wenigen Exemplaren am Konstanzer Trichter keine Nachweise mehr – und das, obwohl der Pflanzenbestand an rund 70 Standorten im See regelmäßig untersucht wird. Im Januar 2025 hat die Forschungstaucherin Almut Hanselmann von der Universität Konstanz die Pflanze vor Immenstaad nach jahrzehntelanger Abwesenheit wiederentdeckt. Bereits im Juni 2025 beschreibt sie das dortige Vorkommen als üppig.
Vermutlich ist das Dichtblättrige Fischkraut durch Wasserverschmutzung, Ammonium- und Phosphorbelastung aus dem See verschwunden. Messwerte zeigen, dass diese Belastungen in den vergangenen Jahrzehnten zurückgegangen sind. Gleichzeitig ist der Grund des Bodensees grüner geworden. Vermutlich ist das Dichtblättrige Fischkraut aus Samen gewachsen, die in den Sedimentschichten überdauert haben. Nicht ausgeschlossen werden kann eine (womöglich zusätzliche) Ausbreitung über die Zuflüsse in den See. Das Forschungsteam sieht die Rückkehr der Pflanze als Nachweis für die positiven Veränderungen im Bodensee und den Beweis, dass sich Renaturierungsmaßnahmen auszahlen.[2]
[2] → campus.kn. Das Online-Magazin der Universität Konstanz: Verschollene Pflanzenart im Bodensee wiederentdeckt