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Globaler Handel fördert Ausbreitung potenziell krankheitsübertragender Stechmücken

Siebert, Ina [Ina Siebert2] - 31. Okt 2025, 08:30
Weltweit soll es rund 3.700 Arten von → Stechmücken (Culicidae) geben, der größte Teil davon in den Tropen. In Mitteleuropa kommen etwa 110 Arten vor, in Deutschland etwa 50. In den Ökosystemen spielen Stechmücken eine wichtige Rolle: In allen Entwicklungsstadien sind sie Beute für Libellen, Fische, Amphibien, Spinnen oder Vögel. Einige Spezies können jedoch Krankheitserreger übertragen, wenn sie sich beim Saugen an einem infizierten Wirt anstecken und den Erreger beim nächsten Saugakt weitergeben.
Stechmücke (unbestimmt), (c) Ulrich Sach/NABU-naturgucker.de
Stechmücke (unbestimmt)
(c) Ulrich Sach/NABU-naturgucker.de
Weibchen der meisten Arten saugen Blut vor allem von Säugetieren und Menschen, um mit dem Protein daraus Eier bilden und ablegen zu können. Männchen haben kürzere Mundwerkzeuge und nehmen Flüssigkeiten wie Nektar auf. Zu den bei uns vorkommenden Arten, ihrer Verbreitung und Biologie ist vieles noch nicht hinreichend bekannt. Zudem werden mit der Globalisierung neue Spezies eingeschleppt. In Deutschland sind seit 2004 fünf nicht heimische Arten nachgewiesen, die sich teils bereits etabliert haben: → Asiatische Tigermücke (Aedes albopictus), → Asiatische Buschmücke (Aedes japonicus), Aedes koreicusCuliseta longiareolata und Anopheles petragnani.[1] Auch mithilfe von Bürger*innen wollen das Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) e.V. und das Friedrich-Loeffler-Institut mehr über die Verbreitung der Arten herausfinden und rufen daher seit Jahren dazu auf, Stechmücken für den → Mückenatlas einzusenden. Fast 41.000 Einsendungen sind bereits bestimmt worden (Stand: 21. Oktober 2025). Insgesamt sind bislang 270.000 Stechmücken für die Forschung gefangen worden. Damit untersuchen die Einrichtungen die räumliche und zeitliche Verbreitung der Spezies, ob sie Krankheitserreger weitergeben können und welche nicht heimischen Spezies hier bereits vorkommen.
Asiatische Tigermücke in Kroatien, (c) Andre Fischer/NABU-naturgucker.de
Asiatische Tigermücke in Kroatien
(c) Andre Fischer/NABU-naturgucker.de
In einer aktuellen Studie hat ein internationales Forschungsteam unter Leitung der Universität Lissabon erstmals die Einführung und Ausbreitung von Stechmücken weltweit untersucht. Demnach sind bereits 45 Arten weltweit verschleppt worden. Das entspricht einem Viertel der Arten, von denen bekannt ist, dass sie menschliche Krankheitserreger übertragen können. 28 Spezies konnten sich in mindestens einer Region außerhalb ihres ursprünglichen Verbreitungsgebiets etablieren. Vor allem mit dem globalen Warenverkehr hat die Einschleppung neuer Arten seit den 1950-er Jahren stark zugenommen. Allein seit dem Jahr 2000 wurden 12 Spezies zum ersten Mal außerhalb ihres ursprünglichen Verbreitungsgebiets registriert. Anfänglich stammten die meisten eingeführten Spezies aus Afrika; inzwischen dominieren Arten aus Asien. Am häufigsten gelangen sie nach Nordamerika, Australien und Europa. Um die Ausbreitung der Stechmücken und die potenzielle Gesundheitsgefährdung der Menschen besser kontrollieren zu können, muss die internationale Zusammenarbeit verbessert werden. Einschleppungen sollten möglichst verhindert werden und auf eine frühzeitige Erkennung gebietsfremder Arten schnelle Reaktionen erfolgen.[2]

[2] Pabst, R., Sousa, C.A., Essl, F. et al. Global invasion patterns and dynamics of disease vector mosquitoes. Nat Commun 16, 9127 (2025). DOI: → 10.1038/s41467-025-64446-3

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