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Hitzeextreme durch den Klimawandel bedrohen Vogelpopulationen

Siebert, Ina [Ina Siebert2] - 15. Aug 2025, 08:20
Vögel haben eine Atmung und ein Kreislaufsystem, das dem von Säugetieren weit überlegen ist: Sie können den Sauerstoffgehalt der Atemluft besser ausnutzen und Kohlendioxid wirkungsvoller abtransportieren. Bei einem Säugetier schafft die Lunge nur ein Fünftel dessen, was sie bei einem vergleichbar großen Vogel leistet. Vögel haben außerdem eine hohe Herzschlagrate und in der Regel eine um 3 bis 5 Grad Celsius höhere Körpertemperatur. Sie leben länger als Säugetiere vergleichbarer Körpermasse.
Hechelnder Graureiher, (c) Artur Segadlo/NABU-naturgucker.de
Hechelnder Graureiher
(c) Artur Segadlo/NABU-naturgucker.de
Ihr leistungsfähiger Stoffwechsel gerät jedoch bei zunehmender Hitze an Grenzen. Vögel können nicht schwitzen, sondern nur bei geöffnetem Schnabel Wärme über die Atemwege abgeben oder ihr Gefieder lockern, damit die Luft an der Haut besser zirkulieren kann. Sie benötigen Schatten und Abkühlung, also ausreichende Wasserstellen zum Trinken und Baden. Diese müssen leicht erreichbar und gut einzusehen sein, damit sie mögliche Fressfeinde schnell entdecken und rechtzeitig fliehen können. Wer Wasser im Garten oder auf dem Balkon anbietet, sollte es täglich wechseln und die Tränke reinigen, damit sich die Vögel nicht mit Krankheiten infizieren. Durch Ein- und Ausstiegshilfen, beispielsweise Holzstücke oder Steine, können sich auch Insekten mit Flüssigkeit versorgen, ohne dabei zu ertrinken. Büsche und Bäume spenden Schatten für Pflanzen, Tiere und uns und bieten Rückzugsmöglichkeiten.[1]
Rotbauchara in Brasilien, (c) Helmut Klein/NABU-naturgucker.de
Rotbauchara in Brasilien
(c) Helmut Klein/NABU-naturgucker.de
Eine aktuelle Studie unter Beteiligung des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, der University of Queensland und des Barcelona Supercomputing Center hat die Auswirkungen des Klimawandels auf Vogelpopulationen weltweit quantifiziert. Dazu haben die Forschenden Beobachtungsdaten mit Klima-Modellen verknüpft. Verstärkte Hitzeextreme spielen im Vergleich zu Veränderungen der Durchschnittstemperatur und der Niederschlagsmenge eine dominierende Rolle. Sie erhöhen die Sterblichkeit, reduzieren die Fruchtbarkeit, verändern das Brutverhalten und verringern die Überlebenschancen von Jungvögeln. Die stärksten Auswirkungen zeigten sich in den Tropen, wo die Populationen seit 1980 um 25 bis 38 Prozent zurückgegangen sind gegenüber einem Szenario ohne den vom Menschen verursachten Klimawandel. Zudem hatte der Klimawandel hier einen größeren Einfluss als die Zerstörung der Lebensräume. Auch in nahezu jeder anderen Region der Welt gehen die Vogelpopulationen zurück. Der Klimawandel verändert die biologische Vielfalt, weshalb die Ausweisung von Schutzgebieten allein nicht ausreicht, um die Vogelbestände zu erhalten – Emissionen müssen gesenkt und Strategien entwickelt werden, wie hitzeempfindliche Arten besser geschützt werden können.[2]

[2] Kotz, M., Amano, T. & Watson, J.E.M. Large reductions in tropical bird abundance attributable to heat extreme intensification. Nat Ecol Evol (2025). DOI: → 10.1038/s41559-025-02811-7

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