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Hunde als „Citizen Scientists“

Siebert, Ina [Ina Siebert1] - 25. Jul 2025, 08:00
Hundehalter*innen haben sich mit ihren Tieren gleich in mehreren wissenschaftlichen Projekten erfolgreich als Citizen Scientists betätigt: Sie haben dabei geholfen, invasive Arten in Nordamerika aufzuspüren, und sie haben zur Entdeckung von zwei neuen Trüffelarten beigetragen. Möglich macht das ihr herausragender Geruchssinn, der bereits seit langem in vielen anderen Lebensbereichen genutzt wird.
Hundenase, (c) Lothar Fassnacht/NABU-naturgucker.de
Hundenase
(c) Lothar Fassnacht/NABU-naturgucker.de
Menschen haben etwa 5 Millionen Riechzellen; bei Hunden können es je nach Rasse über 200 Millionen sein. Sie können feinere Nuancen wahrnehmen als wir und auch die Richtung des Geruchs bestimmen – und das zudem mit einer höheren Geschwindigkeit und Frequenz. Etwa 15 verschiedene Gerüche kann sich ein Hund merken. Hunde können Fährten folgen, Menschen aufspüren oder auf die Suche nach Drogen, Sprengstoff, → Bettwanzen (Cimex lectularius) und vielem mehr trainiert werden. Spürhundeaufgaben kann jede*r Halter*in mit seinem Tier ausprobieren. Beweisen Hund und Mensch besonderes Geschick und haben Freude an dieser Teamarbeit, können sie sich auch für den Einsatz in ehrenamtlichen Rettungshundestaffeln ausbilden lassen.[1]
Gepunktete Laternenträgerzikade, (c) Veronique Simons-Less/NABU-naturgucker.de
Gepunktete Laternenträgerzikade
(c) Veronique Simons-Less/NABU-naturgucker.de
In der US-amerikanischen Landwirtschaft verursacht die seit 2014 in den USA nachgewiesene, aus Asien stammende → Gepunktete Laternenträgerzikade (Lycorma delicatula) große Schäden beispielsweise an Wein, Hopfen und Zierpflanzen. Sie wird daher bekämpft, doch sind abgelegte Eier für Menschen nur schwer und mit großem Zeitaufwand zu entdecken. Spürhunde können dies dagegen mit einer hohen Genauigkeit. In einer Studie der Virginia Tech wurde untersucht, ob private Hundebesitzer*innen die standardisierten Erkennungskriterien erfüllen können. Dazu wurden Teams aus Mensch und Hund unter Aufsicht lokaler Trainer*innen mit devitalisierten Eiern der Zikade geschult. Nach einer 3- bis 6-monatigen unabhängigen Trainingsphase zeigten die Hunde eine Sensitivität von 82 Prozent in kontrollierten Tests und 58 Prozent unter Feldbedingungen. Diese Ergebnisse bestätigen, dass Hundehalter*innen als Citizen Scientists eine wichtige Rolle beim Schutz ihrer lokalen Umwelt und Landwirtschaft vor invasiven Arten spielen können.[2] In einer weiteren Studie zeigten die Forschenden, dass Hunde → Echten Mehltau an Weinrebe (Erysiphe necator) erkennen können und zu 90 Prozent von Pilzen anderer Gattungen unterscheiden können. Hunde könnten also bei der Erkennung von infizierten Pflanzen in Weinbergen eingesetzt werden.[3]
Von einer portugiesischen Naturschutzorganisation für die Suche nach verunglückten Trappen ausgebildeter Haushund, (c) Stella Mielke/NABU-naturgucker.de
Von einer portugiesischen Naturschutzorganisation für die Suche nach verunglückten Trappen ausgebildeter Haushund
(c) Stella Mielke/NABU-naturgucker.de
In Nordamerika gibt es viele endemische Trüffelarten aus der → Gattung Tuber, die noch nicht beschrieben sind, aber geschmackvoll und für den menschlichen Verzehr geeignet. Ausgebildete Trüffelhunde haben zwei neue Arten entdeckt, die Forschende der Michigan State University und der University of Florida mithilfe von DNA-Analysen identifiziert und im Stammbaum platziert haben. Benannt wurden sie als Tuber canirevelatum und Tuber cumberlandense zu Ehren der Teams aus Mensch und Hund, die sie gefunden haben. Die Trüffelsuche mit Hunden ist allen anderen Methoden zur Ernte von reifen Trüffeln überlegen und wird weltweit praktiziert. Wie die Ergebnisse aus den USA zeigen, können Hunde auch bei der Entdeckung und Erforschung der Pilzvielfalt helfen.[4]

[2] Dickinson S, Nita M, Aviles-Rosa EO, Hall N, Feuerbacher EN. 2025. Evaluating the effectiveness of participatory science dog teams to detect devitalized Spotted Lanternfly (Lycorma delicatula) egg masses. PeerJ 13:e19656. DOI: → 10.7717/peerj.19656
[3] Edgar O. Aviles-Rosa, Emily Webberson, Mizuho Nita, Sally Dickinson, Erica Feuerbacher, Nathaniel J. Hall, Dogs can detect powdery mildew (Erysiphe necator) in grapevine (Vitis vinifera) leaves, Journal of Veterinary Behavior, Volume 77, 2025, Pages 19-29, ISSN 1558-7878. DOI: → 10.1016/j.jveb.2024.12.001
[4] Alassane Sow, Benjamin Lemmond, Bryan Rennick, Judson Van Wyk, Lois Martin, Margaret Townsend, Arthur Grupe, Randolph Beaudry, Rosanne Healy, Matthew E. Smith & Gregory Bonito (2024) Tuber cumberlandense and T. canirevelatum, two new edible Tuber species from eastern North America discovered by truffle-hunting dogs, Mycologia, 116:6, 949-964. DOI: → 10.1080/00275514.2024.2407755

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