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Forelle: einst verbreitet und häufig, inzwischen gefährdet

Siebert, Ina [Ina Siebert1] - 11. Jul 2025, 08:25
In der aktuellen → Roten Liste der Süßwasserfische und Neunaugen (Pisces & Cyclostomata) sind 111 in Deutschland etablierte Arten bewertet worden. 21 davon sind vom Menschen hier eingebracht worden. Fische bilden je nach Wassertemperatur, Sauerstoffgehalt, Strömungsgeschwindigkeit und der Beschaffenheit des Grundes charakteristische Gemeinschaften in den Gewässern. Ihre Lebensbedingungen verändern und verschlechtern sich vor allem durch Verschmutzung, bauliche Eingriffe und die Folgen des Klimawandels. 52 Prozent der untersuchten Arten gelten als bestandsgefährdet oder bereits ausgestorben.
Bachforelle in Niedersachsen, (c) Alexander Wirth/NABU-naturgucker.de
Bachforelle in Niedersachsen
(c) Alexander Wirth/NABU-naturgucker.de
Als „gefährdet“ wird inzwischen auch die noch weit verbreitete und häufige → Forelle (Salmo trutta) eingestuft. Kurzfristig wird von einer mäßigen, langfristig sogar von einer starken Abnahme ausgegangen. Ihre Zahlen werden in fünf Bundesländern, darunter Bayern und Baden-Württemberg mit noch sehr großen Beständen, als rückläufig eingeschätzt. Die Autor*innen der Roten Liste sehen das als erstes, deutliches Warnsignal für größere, klimabedingte Biodiversitätsveränderungen in Fließgewässern.[1]
Junge Bachforelle in Hessen, (c) Werner Bartsch/NABU-naturgucker.de
Junge Bachforelle in Hessen
(c) Werner Bartsch/NABU-naturgucker.de
Ohnehin bedroht sind die natürlichen Lebensräume der Forelle durch Regulierungen und Verbauungen von Flüssen und Bächen. Staustufen und Wehre behindern sie auf ihren Wanderungen zu den Laichrevieren. Wasserkraftwerke können eine tödliche Falle darstellen.[2] Die vielfältigen Nutzungen unserer Gewässer führen dazu, dass die meisten Bäche und Flüsse die ökologischen Umweltziele nicht erreichen. 86 Prozent unserer Oberflächengewässer sind durch Abflussregulierungen und morphologische Veränderungen beeinträchtigt. Aktuell erreichen nur 9 Prozent aller Oberflächengewässer einen sehr guten oder guten ökologischen Zustand. Renaturierungen sind in mehr als 80 Prozent der Oberflächengewässer vorgesehen, um die Lebensräume für Tiere und Pflanzen zu verbessern. Nähr- und Schadstoffeinträge sollen spürbar verringert werden.[3]
Bachforellen in Baden-Württemberg, (c) Gerhard Kleinschrod/NABU-naturgucker.de
Bachforellen in Baden-Württemberg
(c) Gerhard Kleinschrod/NABU-naturgucker.de
Hitzewellen machen Süßwasserfische anfälliger für temperaturbedingte Krankheiten, da sie nur begrenzt wandern können. Zahlreiche Fische sind mit einem Salmonidenparasit infiziert, der die Nierenerkrankung PKD verursacht. Sie sterben mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit, wenn die Wassertemperatur mehrere Wochen lang über 15°Celsius liegt. Ein Team der Fischereiforschungsstelle des Landes Baden-Württemberg hat untersucht, ob infizierte Forellen aktiv Bereiche mit kühlerem Wasser aufsuchen. Dazu haben sie wilde Forellen besendert, die an Zusammenflüssen eines Baches mit sommerlichen Wassertemperaturen von 15° bis 24°Celsisus und eines 1° bis 7°Celsius kühleren Zuflusses leben. Bei der Auswertung ihrer Bewegungen und einer Untersuchung der Nieren zeigte sich, dass sie um so eher in das kühlere Wasser wanderten, je größer der Temperaturunterschied zwischen dem Hauptstrom und dem kühleren Nebenfluss war. Zwischen dem Grad der PKD-Infektion und der Wanderung der Forellen von warmem in kühleres Wasser wurde ein positiver Zusammenhang festgestellt. Damit zeigt die Studie, wie wichtig Regionen mit kühlerem Wasser in Flüssen sind, damit kaltwasserliebende Fische auf die Folgen des Klimawandels reagieren und die Populationen gesund bleiben können.[4]

[4] Oexle, S., A. Ros, and A. Brinker. 2025. “Evidence That Wild Salmonids Seek Cool Water Refuges to Reduce Parasite Virulence: The Proliferative Kidney Disease Case.” Freshwater Biology 70, no. 7: e70069. DOI: → 10.1111/fwb.70069

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