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Hintergründe und Neues aus der Forschung leicht verständlich erklärt
Schmetterlinge gehen in Deutschland, Europa und den USA stark zurück
Siebert, Ina [Ina Siebert2] - 13. Jun 2025, 08:10
Von den rund 33.000 Insektenarten in Deutschland gehören etwa 3.700 zur Ordnung der Schmetterlinge (Lepidoptera). Rund 180 Arten davon sind Tagfalter. Seit Jahren nimmt sowohl die Zahl der Spezies als auch der Individuen ab. So sind 42 Prozent der in der Roten Liste bewerteten Tagfalterarten bestandsgefährdet oder schon ausgestorben. Zu den größten Gefährdungsursachen gehören die intensive Landwirtschaft, zu hohe Nährstoffeinträge aus Landwirtschaft, Industrie und Straßenverkehr, Verlust und Veränderung von Lebensräumen, Klimawandel und Lichtverschmutzung.

Berghexe: in Deutschland vom Aussterben bedroht
(c) Erich Hacker/NABU-naturgucker.de
(c) Erich Hacker/NABU-naturgucker.de
Seit 20 Jahren engagieren sich Bürger*innen ehrenamtlich für die Erforschung der hiesigen Tagfalter-Populationen im → Tagfalter-Monitoring Deutschland, einem Gemeinschaftsprojekt vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung - UFZ und der Gesellschaft für Schmetterlingsschutz – GfS. Zwischen 2005 und 2023 haben sie mehr als 4,3 Millionen Tagfalter bei über 130.000 Begehungen von inzwischen 600 Beobachtungsstrecken (Transekten) gezählt. Für 82 Tagfalter- und Widderchenspezies lassen sich daraus bereits Trends berechnen: 18 Arten nehmen zu; doppelt so viele Spezies allerdings nehmen ab. Bei 28 ist kein signifikanter Trend zu erkennen.[1]

Aurorafalter: in Deutschland und Europa zunehmend
(c) Sandra Malz/NABU-naturgucker.de
(c) Sandra Malz/NABU-naturgucker.de
In vielen weiteren europäischen Staaten zählen 5.000 Freiwillige nach der gleichen Methode Tagfalter. In der zentralen Datenbank „European Butterfly Monitoring Scheme“ werden die Ergebnisse zusammengeführt und ausgewertet. Daraus lassen sich auch Bestandstrends nach Lebensräumen ableiten wie der Tagfalter-Grünland-Indikator, der 17 Bewohner von Wiesen und Weiden betrachtet. Im Zeitraum von 1990 bis 2020 hat in den 27 EU-Staaten von diesen Spezies lediglich der → Aurorafalter (Anthocharis cardamines) zugenommen. Fünf Arten gehen zurück, drei sind stabil. Bei den übrigen Arten zeichnet sich kein klarer Trend ab, oder es fehlt an Daten.[2]

Monarchfalter in Boston
(c) Udo Krupka/NABU-naturgucker.de
(c) Udo Krupka/NABU-naturgucker.de
Für die Entwicklung der Schmetterlingspopulationen in den USA haben Forschende der Michigan State University die Daten von 76.000 Erhebungen mit 12,6 Millionen Individuen in 35 Monitoringprogrammen ausgewertet. Meist fokussieren diese Programme auf einzelne Arten, weshalb die Forschenden für ihre umfassende Studie alle verfügbaren regionalen Schmetterlingsüberwachungsdaten auf dem US-amerikanischen Festland verwendet haben. Um angesichts der Unterschiede zwischen den Erfassungsprotokollen vergleichbare Ergebnisse zu erhalten, wurde eigens eine Analysemethode entwickelt, die das berücksichtigt. Es zeigte sich, dass bei 554 erfassten Arten die Gesamtzahl der Schmetterlinge um 22 Prozent zwischen 2000 und 2020 zurückgegangen ist. Es nahmen 13-mal so viele Arten ab- wie zu, und die Populationen von 107 Arten haben sich halbiert. Lokale wie nationale Schutzmaßnahmen sind notwendig, um die Schmetterlinge und andere Insekten zu unterstützen.[3]
[1] → oedippus Band 42 (2025): Tagfalter-Monitoring Deutschland Festschrift – 20 Jahre Tagfalter-Monitoring Deutschland
[2] → Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ): Pressemitteilung vom 16. Mai 2023 – Falter im Sinkflug
[3] Collin B. Edwards et al., Rapid butterfly declines across the United States during the 21st century. Science 387, 1090 – 1094 (2025). DOI: → 10.1126/science.adp4671