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Gebietsfremde und invasive Arten in Deutschland

Siebert, Ina [Ina Siebert2] - 24. Mai 2025, 07:25
Artenvielfalt wird durch Verlust, Zerschneidung und Verkleinerung von Lebensräumen, Übernutzung, Verschmutzung, Klimawandel sowie invasive Arten bedroht. Gebietsfremde Arten breiten sich mit dem Klimawandel von ihren ursprünglichen Regionen zu uns aus, oder sie werden beabsichtigt oder unbeabsichtigt eingeführt. Als invasiv werden sie eingestuft, wenn sie heimische Arten verdrängen und Lebensgemeinschaften und Ökosysteme verändern. 
Drüsiges Springkraut: Im 19. Jahrhundert in Europa als Zierpflanze eingeführt, (c) Armin Teichmann/NABU-naturgucker.de
Drüsiges Springkraut: Im 19. Jahrhundert in Europa als Zierpflanze eingeführt
(c) Armin Teichmann/NABU-naturgucker.de
Einer aktuellen, europäischen Studie zufolge sind bei uns 1.962 gebietsfremde Arten etabliert. 839 Arten zählen zu den Gefäßpflanzen (Tracheophyta), 612 zu den Gliederfüßern (Arthropoda) und 129 zu den Wirbeltieren (Chordata). Überwiegend stammen sie aus angrenzenden europäischen Ländern, Asien und Nordamerika. 80 Prozent der nicht-heimischen Arten leben an Land. Laut den Forschenden ist bei fast allen dieser gebietsfremden Arten nicht hinreichend bekannt, welche Auswirkungen sie auf unsere Ökosysteme und die Wirtschaft haben. In ihrer Liste, die auch die betroffenen Lebensräume, Herkunftsregionen und dokumentierten Auswirkungen umfasst, sehen sie ein wichtiges Werkzeug für die Politik, um geeignete Management-Strategien zu entwickeln.[1] Sie weisen auch darauf hin, dass durch unterschiedliche Verarbeitung der Daten und abweichende Definitionen von invasiven Arten Unterschiede zu anderen entsprechenden Listen bestehen. So führt das Bundesamt für Naturschutz 1.023 gebietsfremde Arten auf, von denen 115 als invasiv bewertet werden.[2]
Asiatische Hornisse: In Deutschland seit 2014 nachgewiesen, (c) Ina Siebert/NABU-naturgucker.de
Asiatische Hornisse: In Deutschland seit 2014 nachgewiesen
(c) Ina Siebert/NABU-naturgucker.de
Mit dem Naturschutz-Paradoxon beschäftigt sich eine weitere europäische Studie: Einige gebietsfremde Arten sind in ihrer Herkunftsregion gefährdet. Von 230 gebietsfremden und in anderen Regionen etablierten Säugetieren sind 36 in ihrem ursprünglichen Verbreitungsgebiet bedroht. Würden die gebietsfremden Populationen in die Bewertung nach der Roten Liste einbezogen, würde sich für 22 Prozent dieser Arten das Aussterberisiko verringen. Das wirft die Frage auf, wie mit solchen Arten an neuen Standorten umgegangen werden soll. Hauptsächlich sollten sie in ihrer Ursprungsregion geschützt werden, doch könnten gebietsfremde Populationen bessere Überlebenschancen haben. Um negative Auswirkungen auf die biologische Vielfalt zu vermeiden, müssen Chancen und Risiken in jedem Fall sorgfältig geprüft und abgewogen werden.[3]
Wildkaninchen: in Europa gefährdet, in Australien sehr große Vorkommen, (c) Jürgen Podgorski/NABU-naturgucker.de
Wildkaninchen: in Europa gefährdet, in Australien sehr große Vorkommen
(c) Jürgen Podgorski/NABU-naturgucker.de

[1] Haubrock, P.J., Soto, I., Cano-Barbacil, C. et al. Germany’s established non-native species: a comprehensive breakdown. Environ Sci Eur 37, 56 (2025). DOI: → 10.1186/s12302-025-01094-w
[3] Tedeschi, L., Lenzner, B., Schertler, A., Biancolini, D., Essl, F. and Rondinini, C. (2025), Threatened Mammals With Alien Populations: Distribution, Causes, and Conservation. Conservation Letters., 18: e13069. DOI: → 0.1111/conl.13069

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