
Wissen
Hintergründe und Neues aus der Forschung leicht verständlich erklärt
Bürger*innen unterstützen die Erforschung der Ausbreitung von Zecken
Siebert, Ina [Ina Siebert2] - 25. Apr 2025, 08:00
In Deutschland kommen etwa 20 Arten von → Zecken (Ixodida) vor. Am häufigsten und im ganzen Land verbreitet ist der → Gemeine Holzbock (Ixodes ricinus), bekannt als Überträger der Lyme-Borreliose und der Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME). Zunehmend breiten sich weitere Arten bei uns aus. Beispiele sind die Buntzecken, insbesondere die → Wiesenzecke (Dermacentor reticulatus), auch Auwaldzecke genannt, und die → Schafzecke (Dermacentor marginatus).

Gemeiner Holzbock
(c) Monika Waldhelm/NABU-naturgucker.de
(c) Monika Waldhelm/NABU-naturgucker.de
Im Jahr 2019 hat das Institut für Parasitologie der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover Bürger*innen aufgerufen, gefundene Buntzecken einzuschicken, um ihre Ausbreitung in Deutschland zu untersuchen. Diese Citizen-Science-Studie wurde in Kooperation mit der Universität Hohenheim und dem Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr durchgeführt, an die ebenfalls Zecken gesendet werden konnten. Dabei machten die Bürgerinnen auch Angaben zu Fundort, Datum, der Tierart, an der die Zecke entdeckt worden war, sowie weiteren Fundumständen. Mit Feldstudien hätten sich die gewonnen Daten über eine solch große geografische Verbreitung nicht generieren lassen. Bis 2021 wurden 7.194 Buntzecken eingeschickt, von denen knapp 81 Prozent als Wiesenzecke identifiziert wurden. Häufigster Wirt war der Hund, mit dem die Zecken auch in andere Regionen verschleppt werden können. Menschen werden nur selten von der Wiesenzecke gestochen. Während die Wiesenzecke deutschlandweit nachgewiesen wurde, kommt die Schafzecke vor allem im Südwesten vor. Mit der Ausbreitung der Wiesenzecke steigen auch die Fälle von kaniner Babesiose (Hundemalaria), die durch den von ihr übertragenen Blutparasiten Babesia canis übertragen wird. Rund 10 bis 20 Prozent der infizierten Hunde überleben nicht.[1]

Wiesenzecke
(c) Istvan und Sabine Palfi/NABU-naturgucker.de
(c) Istvan und Sabine Palfi/NABU-naturgucker.de
Ein kontinuierliches Monitoring ist sinnvoll, um sowohl die Verbreitung als auch die saisonale Aktivität der Zecken erfassen zu können und damit zum Schutz von Mensch und Tier beizutragen. Indem die Bevölkerung in die Forschung einbezogen wird, wird sie gleichzeitig für Zecken und die von ihnen übertragenen Krankheiten sensibilisiert. Mit der neuen → Meldeaktion Zecken will NABU|naturgucker Haustierbesitzer*innen sowie generell naturinteressierte Menschen erreichen. Alle auf dem Meldeportal dokumentierten Daten werden in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe von → Prof. Christina Strube von der Tierärztlichen Hochschule Hannover wissenschaftlich ausgewertet und veröffentlicht. Um die Art zu bestimmen, sind zu den Beobachtungen Fotos unerlässlich, möglichst auch solche, die die Zecken von unten zeigen. Wiesenzecke und Schafzecke sehen sich sehr ähnlich, weshalb es beim Hochladen der Beobachtung die Auswahlmöglichkeit des Artenpaars Wiesenzecke/Schafzecke gibt. Geklärt werden soll mithilfe dieser Meldungen, wie sich die geografische Verbreitung von Buntzecken und anderen Zeckenarten in Deutschland entwickelt. Ermittelt werden soll außerdem, welche Wirte (Hund, Katze, Pferd und Mensch…) von den einzelnen Arten wie häufig befallen werden, und an welchen Körperstellen die Zecken ihre Wirte bevorzugt stechen. Weitere Hintergründe und Tipps zur Technik bietet die → Informationsseite zur Meldeaktion auf NABU-naturgucker.de.
[1] Springer, A., Strube, C. Citizen Science in der Zeckenforschung — ein Erfolgsmodell. Biospektrum 31, 36–39 (2025). DOI: → 10.1007/s12268-025-2368-1