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Hintergründe und Neues aus der Forschung leicht verständlich erklärt
Echoortung nicht bei allen Fledermäusen gleich
Schulemann-Maier, Gaby [Gaby Schulemann-Maier] - 11. Feb 2022, 12:30
Beim Navigieren und Jagen setzen Fledermäuse auf ihr besonderes Gehör. Per Echoortung finden sie Nahrung und den richtigen Weg. Allerdings verarbeiten nicht alle Fledermäuse die akustischen Sinneseindrücke gleich, wie neueste Forschungsergebnisse nun enthüllt haben. Mikroskopisch kleine Strukturen in den Ohren der Tiere gaben den Forschenden die entsprechenden Hinweise.

Fransenfledermaus
(c) Hans Schwarting/NABU-naturgucker.de
(c) Hans Schwarting/NABU-naturgucker.de
Artenreiche Tiergruppe
Innerhalb der Klasse der → Säugetiere (Mammalia) gibt es mehrere Untergruppen, Ordnungen genannt. Eine davon sind die → Fledertiere (Chiroptera), die ihrerseits verschiedene Fledermäuse und die → Flughunde umfasst.
Fledertiere sind auf allen Kontinenten mit Ausnahme der Antarktis verbreitet. In Europa kommen über 50 Fledermausarten und eine Flughundart vor, in Deutschland sind es 25 Fledermausarten – Flughunde gibt es hierzulande hingegen nicht. Insgesamt sind der Wissenschaft derzeit mehr als 1 400 Fledertierarten bekannt, was rund ein Fünftel aller Säugetierspezies entspricht. Damit gehören die Fledertiere zu den artenreichsten Ordnungen innerhalb ihrer Klasse.
Fledertiere sind auf allen Kontinenten mit Ausnahme der Antarktis verbreitet. In Europa kommen über 50 Fledermausarten und eine Flughundart vor, in Deutschland sind es 25 Fledermausarten – Flughunde gibt es hierzulande hingegen nicht. Insgesamt sind der Wissenschaft derzeit mehr als 1 400 Fledertierarten bekannt, was rund ein Fünftel aller Säugetierspezies entspricht. Damit gehören die Fledertiere zu den artenreichsten Ordnungen innerhalb ihrer Klasse.

Schwarzer Flughund
(c) Andreas Trepte/NABU-naturgucker.de
(c) Andreas Trepte/NABU-naturgucker.de
Mit Ausnahme der Rosettenflughunde setzen die circa 200 Flughundarten anders als Fledermäuse nicht auf Echoortung. Für die etwa 1 200 Fledermausarten ist sie hingegen das Mittel der Wahl. Sie stoßen kurze hochfrequente Laute aus und lauschen auf deren Echo. Fledermausgehirne sind dazu in der Lage, aus diesen Echos gewissermaßen „Echtzeit-Landkarten“ zu erstellen und darin fliegende Beute wie kleine Insekten zu erkennen.

Zwergfledermaus
(c) Hartmut Mai/NABU-naturgucker.de
(c) Hartmut Mai/NABU-naturgucker.de
Unterschiedliche Signalverarbeitung
Wie sie die Echoortung zur Wahrnehmung ihrer Umgebung nutzen, hängt bei den Fledermäusen von ihrer jeweiligen Familienzugehörigkeit ab. Schon seit geraumer Zeit wurde vermutet, dass zwei unterschiedliche Wege existieren könnten, die Echoortungssignale aufzufangen und zu verarbeiten. Untersuchungen an der Innenohrstruktur von Fledermäusen aus 19 der 21 momentan bekannten Familien konnten dies nun untermauern.[1] Basierend darauf sprechen die Forschenden in Anlehnung an die chinesische Pholosophie von den Yin-Fledermäusen (Yinpterochiroptera) und den Yang-Fledermäusen (Yangochiroptera).

Großer Abendsegler
(c) Torsten Nienaber/NABU-naturgucker.de
(c) Torsten Nienaber/NABU-naturgucker.de
Doch was zeichnet diese beiden Gruppen jeweils aus? Im Rahmen ihrer Studie fertigten die Forschenden CT-Aufnahmen der Schädel von 31 Fledermäusen an, die aus der Sammlung des Field Museums in Chicago, USA stammen. Schädel aus beiden Fledermausgruppen waren hierbei vertreten. Von besonderem Interesse waren die mikroskopisch kleinen Strukturen im Innenohr. Diese geben Aufschluss darüber, wie die von den Ohren aufgefangenen akustischen Signale als Nervenimpulse weiterverarbeitet, also ans Gehirn geleitet werden. Das ist einer der Unterschiede der beiden Fledermausgruppen. Ein Zweiter ist die Art der Signale, die die Tiere ausstoßen.

Braunes Langohr
(c) Rainer Schmidt/NABU-naturgucker.de
(c) Rainer Schmidt/NABU-naturgucker.de
Nicht alle Yin-Fledermäuse nutzen die Echoortung. Aber jene, die sich ihrer bedienen, setzen auf eine gleichbleibende Frequenz und stoßen sehr viele Rufe aus. Im Flug rufen sie etwa ein Drittel der Zeit, wie Studienautor Bruce Patterson vom Field Museum erläuterte. Yang-Fledermäuse rufen hingegen einmal und sind anschließend für eine ganze Weile ruhig, bis sie den nächsten Einzellaut von sich geben. Dabei variieren die von ihnen produzierten Echoortungsrufe in Tonhöhe und Lautstärke, so der Experte. Basierend auf der jeweiligen Art der Echoortung erfolgt die Weiterleitung der Nervenimpulse bei den beiden Fledermausgruppen auf unterschiedliche Weise. Denn es ist ein großer Unterschied, ob Dauerbeschallung oder Einzeltöne zu verarbeiten sind.
Es zeigte sich, dass das Innenohr einer Yin-Fledermaus dem der Menschen recht ähnlich ist, wohingegen das einer Yang-Fledermaus etwas anders aufgebaut ist. Diesen Tieren fehlen kleine knöcherne Wandstrukturen. Aus der Stude lassen sich des Weiteren Rückschlüsse darauf ziehen, wie sich in vergleichsweise kurzer Zeit so viele Fledermausarten entwickeln konnten. Die ersten Vorfahren der heutigen Fledermäuse lebten nach derzeitigem Kenntnisstand vor rund 52 Millionen Jahren.
Es zeigte sich, dass das Innenohr einer Yin-Fledermaus dem der Menschen recht ähnlich ist, wohingegen das einer Yang-Fledermaus etwas anders aufgebaut ist. Diesen Tieren fehlen kleine knöcherne Wandstrukturen. Aus der Stude lassen sich des Weiteren Rückschlüsse darauf ziehen, wie sich in vergleichsweise kurzer Zeit so viele Fledermausarten entwickeln konnten. Die ersten Vorfahren der heutigen Fledermäuse lebten nach derzeitigem Kenntnisstand vor rund 52 Millionen Jahren.

Mopsfledermaus
(c) Hans Prün/NABU-naturgucker.de
(c) Hans Prün/NABU-naturgucker.de
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Unbestimmte Fledermaus
(c) Andreas Just/NABU-naturgucker.de
(c) Andreas Just/NABU-naturgucker.de
[1] R.B. Sulder et al. Evolution of inner ear neuroanatomy of bats and implications for echolocation. Nature, 2022. DOI: → 10.1038/s41586-021-04335-z