
Wissen
Hintergründe und Neues aus der Forschung leicht verständlich erklärt
Wels-Angeln für die Wissenschaft
Siebert, Ina [Ina Siebert1] - 28. Mär 2025, 08:15
Von Mittel- über Osteuropa bis nach Asien ist der → Europäische Wels (Silurus glanis) heimisch. Mit bis zu 3 Metern Länge und 200 Kilogramm Gewicht ist er der größte und schwerste Süßwasserfisch in Europa. Wie alle Fische wächst er sein Leben lang, und das können bei ihm bis zu 80 Jahre sein. Der nachtaktive und versteckt lebende Raubfisch jagt Fische, Krebse, Amphibien, Vögel und Säugetiere.

Europäischer Wels in Hessen
(c) Werner Bartsch/NABU-naturgucker.de
(c) Werner Bartsch/NABU-naturgucker.de
Seit längerem breitet sich der wärmeliebende Wels bei uns aus – sowohl über die ursprünglichen Lebensräume hinaus als auch in seiner Zahl. So wurden im Bodensee 4,5 Tonnen von der Berufsfischerei und 3 Tonnen von der Angelfischerei im Jahr 2020 gefangen – beide Werte liegen etwa doppelt so hoch wie das 10-Jahres-Mittel.[1] In wärmerem Wasser wächst der Wels schneller und kann sich besser fortpflanzen. Immer wieder schaffen es mehr als 2 Meter große Exemplare in die Medien, die von Angler*innen (meist nach längerem Kampf) gefangen worden sind. Als beliebten Fisch im Angelsport bringt ihn auch der Mensch in neue Lebensräume.
Dabei fehlt es selbst an grundlegendem Wissen über seine Ernährungs- und Lebensweise, seine Wanderungen und vor allem die Auswirkungen steigender Bestände auf andere Lebewesen in Flüssen und Seen. Kann er dazu beitragen, invasive Arten wie die → Schwarzmundgrundel (Neogobius melanostomus) oder den → Kamberkrebs (Faxonius limosus) einzudämmen, oder schadet er vielmehr wandernden Fischen wie dem → Europäischen Aal (Anguilla anguilla) oder dem → Lachs (Salmo salar)?

Europäischer Wels im Federsee in Baden-Württemberg
(c) Axel Prehl/NABU-naturgucker.de
(c) Axel Prehl/NABU-naturgucker.de
Am Bodensee bittet deshalb die Fischereiforschungsstelle Baden-Württemberg Angler*innen um Hilfe: Sie sollen ihre waidgerecht getöteten Fänge möglichst einfrieren und die Fischereistelle informieren. Besonders kommt es auf Angaben zu Größe, Gewicht, Mageninhalt (zur Bestimmung der Beutefische) und die ersten paar Wirbelkörper (zur Altersbestimmung) an.[2] Außerdem werden Welse markiert und wiedergefangen, um ihre Raumnutzung, ihr Wachstumspotenzial und ihre Ausbreitungstendenz im Bodensee und seinen Zuflüssen zu erforschen. Anhand von Tieren, die mit speziellen Tiefen-Loggern ausgestattet werden, sollen ihr tägliches Verhalten und ihre Lebensweise im jahreszeitlichen Verlauf erforscht und möglichst ein von ihnen genutztes Tiefenprofil erstellt werden.[3] Anhand der erhobenen Daten und der gewonnen Erkenntnisse sollen Zukunftsszenarien und mögliche Managementmaßnahmen für den Wels abgeleitet werden.
[2] → Fischereiforschungsstelle Baden-Württemberg: Welsfänge dokumentieren und so Licht ins Dunkel bringen!