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Hintergründe und Neues aus der Forschung leicht verständlich erklärt
Asiatische Hornisse hat ein breites Beutespektrum
Siebert, Ina [Ina Siebert1] - 7. Mär 2025, 08:05
Seit 2014 ist die → Asiatische Hornisse (Vespa velutina) in Deutschland nachgewiesen. Beobachtungen der Tiere und ihrer Nester haben stark zugenommen, was neben ihrer tatsächlichen Ausbreitung auch an der großen medialen Aufmerksamkeit für die als invasiv eingestufte Art liegen dürfte. Auf dem → Meldeportal von NABU|naturgucker ist die Zahl der Beobachtungen von 926 im Jahr 2023 auf 2.136 im vergangenen Jahr gestiegen. 2025 sind neben Nestern bereits erste Individuen eingetragen worden.

Asiatische Hornisse in Heidelberg
(c) Ina Siebert/NABU-naturgucker.de
(c) Ina Siebert/NABU-naturgucker.de
In Baden-Württemberg, wo die Asiatische Hornisse zuerst aufgetreten ist, hat sich die Zahl der gemeldeten Nester 2024 gegenüber dem Vorjahr auf mehr als 1.000 Nester verdoppelt. Sie dürfen nur durch sachkundige Spezialist*innen mit Schutzausrüstung entfernt werden.[1] Hessen meldet ebenfalls einen Anstieg der Beobachtungszahlen und der geografischen Verbreitung der hier erstmals 2019 nachgewiesenen Art.[2] Von ihrem Erstfund in Nordrhein-Westfalen 2020 hat sich die Asiatische Hornisse bis Ende 2024 über das gesamte Land ausgebreitet.[3] Nachweise gibt es inzwischen auch aus Hamburg und Berlin.

Nest der Asiatischen Hornisse in Rheinland-Pfalz
(c) Hans Schmitt/NABU-naturgucker.de
(c) Hans Schmitt/NABU-naturgucker.de
Ob von der Asiatischen Hornisse Gefahren für unsere heimische Tierwelt ausgehen und wie groß die Risiken tatsächlich sind, ist noch nicht abschätzbar. Zur Ausbreitung und den möglichen Auswirkungen auf die Ökosysteme wird intensiv geforscht. Einer aktuell veröffentlichten Studie der University of Exeter zufolge ist sie eine hochflexible Jägerin: Rund 1.400 verschiedene Taxa wurden im Darm von Larven der Asiatischen Hornisse nachgewiesen, von denen rund die Hälfte auf Artniveau bestimmt werden konnte. Untersucht wurden mehr als 1.500 Proben aus Jersey, Frankreich, Spanien und dem Vereinigten Königreich. Sie wiesen räumlich und zeitlich in ihrer Zusammensetzung erhebliche Unterschiede auf. Am häufigsten erbeutet wurden Tiere aus den Ordnungen der → Hautflügler (Hymenoptera), → Zweiflügler (Diptera), → Schnabelkerfe (Hemiptera), → Käfer (Coleoptera), → Schmetterlinge (Lepidoptera) und → Webspinnen (Araneae). Die → Honigbiene (Apis mellifera) war die am häufigsten und in allen untersuchten Nestern nachgewiesene Art. 43 der 50 am häufigsten gejagten Insekten waren Blütenbesucher, was auf potenziell erhebliche Risiken für Wildbestäuber hinweist. In den ermittelten Daten sehen die Forschenden umfassende Beweise für die Risikobewertung der Asiatischen Hornisse und ihrer potenziellen Auswirkungen.[4]
[1] → Baden-Württemberg Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft: Asiatische Hornisse: Verzögerungen bei Nestentfernung
[2] → Hessisches Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie: Asiatische Hornisse breitet sich weiter in Hessen aus
[3] → Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen: Asiatische Hornisse (Vespa velutina)
[4] Siffreya Pedersen, Peter J. Kennedy, Thomas A. O'Shea-Wheller, Juliette Poidatz, Alastair Christie, Juliet L. Osborne, Charles R. Tyler, Broad ecological threats of an invasive hornet revealed through a deep sequencing approach, Science of The Total Environment, 2025, 178978, ISSN 0048-9697. DOI: → 10.1016/j.scitotenv.2025.178978