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Faultiere können mit dem Klimawandel nicht mithalten

Siebert, Ina [Ina Siebert1] - 25. Okt 2024, 07:30
Den meisten Menschen sind Faultiere sicherlich bekannt – als zottelige Tiere aus Südamerika, die überwiegend abhängen. Sie sind nicht nur in ihrer Erscheinung ungewöhnlich, sondern auch in vielen ihrer Eigenschaften. Erste Fossilfunde reichen 30 Millionen Jahre zurück. Ursprünglich gab es sehr viele Gattungen, zu denen auch am Boden lebende Faultiere gehörten, doch heute kommen nur noch sieben Arten vor.
Hoffmann-Zweifingerfaultier in Costa Rica, (c) Roswitha Hoffmann/NABU-naturgucker.de
Hoffmann-Zweifingerfaultier in Costa Rica, (c) Roswitha Hoffmann/NABU-naturgucker.de
Faultiere haben einen sehr langsamen Stoffwechsel und nehmen mit ihrer Nahrung, überwiegend Blätter, nur wenig Energie auf. Schätzungsweise 10 bis 13 Stunden am Tag dösen und schlafen sie. Es dauert mehrere Tage, bis sie die Nahrung verdaut haben. Nur etwa einmal in der Woche verlassen sie den Baum, um Kot abzusetzen. Am Boden bewegen sie sich noch einmal deutlich langsamer als in luftiger Höhe und ziehen sich mit ihren Vorderbeinen. Rund ein Drittel ihres Körpergewichts macht der gefüllte Magen aus.
Ihre Anpassungen werden in Zeiten des Klimawandels zunehmend zum Problem, wie Forschende festgestellt haben. Faultiere können ihre Körpertemperatur nicht so regulieren wie die meisten anderen Säugetiere. Untersuchungen von → Hoffmann-Zweifingerfaultieren (Choloepus hoffmanni) zeigten, dass die im Tiefland lebenden Tiere ihren Stoffwechsel bei hohen Temperaturen über 32 Grad Celsius reduzieren konnten. Bei Tieren im Hochland dagegen nahm die Stoffwechselrate zu. Da sie ihre Nahrungsaufnahme und Energieverarbeitung nicht steigern und auch nicht in höhere Lagen ausweichen können, gehen die Forschenden auf der Grundlage von Schätzungen des Klimawandels für das Jahr 2100 davon aus, dass diese Tiere nicht überleben werden.[1]
Hoffmann-Zweifingerfaultier in Costa Rica, (c) Karl Heßler/NABU-naturgucker.de
2021 hat ein internationales Forschungsteam selbst bei den vergleichsweise gut untersuchten Säugetieren große Wissenslücken festgestellt, wie sich der Klimawandel auf den Fortbestand von Arten auswirkt. Gegensätzliche Reaktionen sind möglich, beispielsweise eine sinkende Fortpflanzungs-, aber eine zunehmende Überlebensrate. In der Regel wird in Studien jedoch nur eine dieser demografischen Raten betrachtet, wodurch die Auswirkungen unterschätzt werden könnten. Lediglich für 87 Säugetierarten fand das Team Untersuchungen, in denen beide berücksichtigt und in Beziehung zu Klimavariablen wie Temperatur und Niederschlag gesetzt worden sind. Derzeit sind etwa 25 Prozent der Säugetiere vom Aussterben bedroht. Um zu quantifizieren, welche Arten und Regionen am stärksten vom klimabedingten Aussterben bedroht sind, ist ein globales Verständnis der Reaktion verschiedener demografischer Raten auf das Klima dringend erforderlich.[2]

[1] Cliffe RN, Ewart HE, Scantlebury DM, Kennedy S, Avey-Arroyo J, Mindich D, Wilson RP. 2024. Sloth metabolism may make survival untenable under climate change scenarios. PeerJ 12:e18168. DOI: → 10.7717/peerj.18168
[2] Paniw M, James TD, Ruth Archer C, et al. The myriad of complex demographic responses of terrestrial mammals to climate change and gaps of knowledge: A global analysis. J Anim Ecol. 2021; 90: 1398–1407. DOI: → 10.1111/1365-2656.13467

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