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Beziehungsgeflecht: Efeu, Efeu-Seidenbiene und Seidenbienen-Ölkäfer

Siebert, Ina [Ina Siebert2] - 4. Okt 2024, 08:15
Er ist ein Insektenmagnet im Herbst: Der → Gewöhnliche Efeu (Hedera helix) blüht von Ende August bis in den November und lockt mit leicht erreichbarem Nektar und Pollen vor allem Fliegen, Bienen, Wespen und Schmetterlinge. Ein genauerer Blick lohnt sich für alle Insektenfans.
Blütenbesucher an Efeu, (c) Ellen Leithold/NABU-naturgucker.de
Blütenbesucher an Efeu
(c) Ellen Leithold/NABU-naturgucker.de
Mit seiner späten Blütezeit ist der Efeu eine wichtige Nahrungsquelle für Insekten, die überwintern oder vor allem im Herbst auftreten. Einer Untersuchung aus dem Jahr 2015 zufolge besuchten vor allem die überwinternden Schmetterlingsarten → Admiral (Vanessa atalanta), → Tagpfauenauge (Aglais io) und → C-Falter (Polygonia c-album) die Blüten. Bei den → Schwebfliegen (Syrphidae) wurden 20 Arten nachgewiesen. Hinzu kamen verschiedene Arten von Wanzenfliegen sowie diejenigen Wanzenarten, die sie parasitieren. Arbeiterinnen der → Gemeinen Wespe (Vespula vulgaris) und der → Deutschen Wespe (Vespula germanica) nahmen Nektar auf oder jagten Schwebfliegen. Häufig wurden auch → Hornissen (Vespa crabro) und → Haus-Feldwespen (Polistes dominula) beobachtet.[1]
Efeu-Seidenbiene beim Blütenbesuch, (c) Ursula Goenner/NABU-naturgucker.de
Efeu-Seidenbiene beim Blütenbesuch
(c) Ursula Goenner/NABU-naturgucker.de
Selbst für die Wissenschaft hat der genauere Blick auf Efeu vor rund 30 Jahren Neues offenbart. Erst 1993 haben Konrad Schmidt und Paul Westrich die → Efeu-Seidenbiene (Colletes hederae) als eigene Art beschrieben. Zuvor wurde sie für die sehr ähnliche und nah verwandte → Heidekraut-Seidenbiene (Colletes succinctus) oder die → Strandaster-Seidenbiene (Colletes halophilus) gehalten. Als einzige heimische Seidenbienen-Art besucht die Efeu-Seidenbiene Efeu. Sie bevorzugt ihn, wobei sie vor dessen Aufblühen auch andere Pollenquellen nutzt. Von September bis in den November ist sie vor allem im Siedlungsraum und in lichten Wäldern zu finden. Ausgehend von Südwestdeutschland hat sie sich über Bayern und bis Niedersachsen sowie über Sachsen-Anhalt bis Berlin und Brandenburg verbreitet und dehnt ihr Areal weiter aus. Inzwischen kommt sie auch in Höhen von bis zu 900 Metern im Schwarzwald und auf der Schwäbischen Alb vor. Ihre Nester legt sie in Kolonien im Boden an und nutzt dafür teils auch Sandkästen.[2]
Seidenbienen-Ölkäfer, (c) Klaus Dühr/NABU-naturgucker.de
Seidenbienen-Ölkäfer
(c) Klaus Dühr/NABU-naturgucker.de
Mit der Efeu-Seidenbiene tritt auch ein Gegenspieler, der → Seidenbienen-Ölkäfer (Stenoria analis), auf. Er entwickelt sich als Kleptoparasit in den Nestern der Efeu-Seidenbiene. Weibchen legen die Eier an Pflanzen in der Nähe zu Nestern von Efeu-Seidenbienen ab. Die Larven, Dreiklauer oder Triungulinen genannt, haben drei kräftige Fußklauen, mit denen sie sich an Bienenmännchen festklammern können. Bei der Paarung gelangen sie auf die Weibchen und mit diesen ins Nest. In Deutschland gilt der Käfer laut Roter Liste als extrem selten.[3] Er scheint sich jedoch nach Norden auszubreiten, wie jüngste Larvenfunde des Käfers an in Hessen und Niedersachsen gefangenen Efeu-Seidenbienen zeigen. Bisherigen Daten zufolge tritt der Seidenbienen-Ölkäfer an neuen Standorten einige Jahre nach deren Besiedlung durch die Efeu-Seidenbiene auf. Möglich ist eine Einwanderung des Käfers auch über die Niederlande, wo er 2009 erstmals nachgewiesen worden ist.[4]
Efeu-Seidenbiene mit Larven des Seidenbienen-Ölkäfers, gefangen von einer Streifbeinigen Krabbenspinne, (c) Volkmar Nix/NABU-naturgucker.de
Efeu-Seidenbiene mit Larven des Seidenbienen-Ölkäfers, gefangen von einer Streifbeinigen Krabbenspinne
(c) Volkmar Nix/NABU-naturgucker.de


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