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Sehr seltene und sich ausbreitende Orchideen

Siebert, Ina [Ina Siebert2] - 13. Sep 2024, 08:10
Orchideen sind mit Ausnahme von extrem kalten und trockenen Regionen weltweit verbreitet. Rund 25.000 Arten sind bekannt. In Europa sind sie insbesondere in natürlichen Wäldern, vor allem Buchenwäldern mit kalkhaltigen Böden, sowie auf Trockenrasen und Feuchtwiesen oder in Flachmooren zu finden. Zwar gelten Waldorchideen als relativ anspruchslos, doch auch ihre Bestände gehen zurück. Alle Arten stehen in Deutschland unter strengem Schutz; viele sind gefährdet oder sogar vom Aussterben bedroht.
Blattloser Widerbart im Nationalpark Berchtesgaden, (c) Dieter Schneider/NABU-naturgucker.de
Blattloser Widerbart im Nationalpark Berchtesgaden
(c) Dieter Schneider/NABU-naturgucker.de
In Großbritannien gehört der → Blattlose Widerbart (Epipogium aphyllum) zu den seltensten Pflanzen überhaupt. Nur wenige Male ist die Orchidee seit ihrer Erstbeobachtung vor 170 Jahren hier gesehen worden. Erstmals seit 2009 ist in diesem Jahr wieder ein Exemplar entdeckt worden, worüber auch internationale Medien berichtet haben. Mehr als 30 Jahre lang hat ein Zahnarzt und Mitglied der Botanical Society of Britain and Ireland den Blattlosen Widerbart gesucht; in diesem Jahr wurde er fündig. Um die Orchidee zu schützen, wird der Standort geheim gehalten.[1]
Sie ist besonders schwer zu entdecken. Ihr Lebensraum sind dunkle und feuchte Wälder mit altem Baumbestand. Ohne Blattwerk und mit ihrer weißen bis rosa-bräunlichen Färbung kann sie in der Laubstreu leicht übersehen werden. Zudem erscheinen die oberirdischen Blütensprosse nur für drei bis vier Wochen im Jahr und teils jahrelang gar nicht. Der Blattlose Widerbart hat kein Chlorophyll und kann daher keine Photosynthese betreiben. Er ernährt sich ausschließlich parasitisch von Pilzen, die in Symbiose mit Bäumen leben. In Deutschland gilt die Art als sehr selten und wird in der Roten Liste als stark gefährdet eingestuft.[2]
Bienen-Ragwurz in Bayern, (c) Wolfgang Piepers/NABU-naturgucker.de
Bienen-Ragwurz in Bayern
(c) Wolfgang Piepers/NABU-naturgucker.de
Verbessert hat sich dagegen die Bewertung der → Bienen-Ragwurz (Ophrys apifera). Ihre Bestände nehmen zu, vor allem an Pionier- und Ruderalstandorten, weshalb sie aktuell als ungefährdet gilt.[3]. An mehreren Standorten in München haben sie Botaniker*innen der → LBV-Kreisgruppe München in diesem Jahr erstmals nachgewiesen.[4] In Halbtrockenrasen oder lichten Trockenwäldern auf kalkreichem Boden gedeiht die Bienen-Ragwurz. Sie bevorzugt warme, aber nicht zu trockene Standorte, und wird bei zu hohem Nährstoffgehalt im Boden von anderen Pflanzen verdrängt. Als eine von wenigen Orchideenarten hat sie sich aufgrund der Klimaerwärmung in den letzten Jahrzehnten ausgebreitet. Allerdings reagiert sie empfindlich auf kalte Winter und Trockenheit, und ihre Vorkommen zeigen jährliche Schwankungen.


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