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Zählende Krähen und Eichelhäher mit gutem Gedächtnis

Siebert, Ina [Ina Siebert1] - 31. Mai 2024, 08:05
Mit der Intelligenz von Vögeln, insbesondere → Krähenverwandten (Corvidae), beschäftigen sich Forschende weltweit. Bereits berichtet haben wir, dass Krähen länger leben und sich erfolgreicher fortpflanzen, wenn sie in ihrer Jugend → mehr Zeit in der Familiengruppe verbracht haben. In einer anderen Studie zeigten → Eichelhäher (Garrulus glandarius) die → Fähigkeit zur Selbstkontrolle. Neuen Forschungsergebnissen zufolge können → Rabenkrähen (Corvus corone) laut zählen und haben Eichelhäher ein episodisches Gedächtnis.
Rabenkrähen, (c) Jürgen Podgorski/NABU-naturgucker.de
Rabenkrähen
(c) Jürgen Podgorski/NABU-naturgucker.de
Zahlreiche Tiere besitzen nachgewiesenermaßen ein Verständnis für Zahlen – sei es die → Honigbiene (Apis mellifera), die sich die Anzahl der Landmarken zwischen Nahrungsquelle und Stock merkt, oder Raubtiere wie → Wolf (Canis lupus) und → Löwe (Panthera leo), die die Größe ihres Rudels ins Verhältnis zur Beute oder eines fremden Rudels setzen und entsprechend jagen oder angreifen. Es hilft ihnen bei der Nahrungs- und Partnersuche, der Orientierung, im Zusammenleben oder beim Vermeiden von Räubern. Zahlenkompetenz kann sich auf das Überleben und den Fortpflanzungserfolg auswirken.[1]
Für ihre hohen kognitiven Leistungen und ihre numerischen Fähigkeiten sind Rabenkrähen bekannt. Forschende der Universität Tübingen haben in Verhaltensexperimenten untersucht, ob sie laut zählen können – was selbst Kinder zunächst vor Herausforderungen stellt. Die Krähen lernten, je nach Vorgabe zwischen einem und vier Rufen zu erzeugen. Für verschiedene Zahlen verwendeten sie unterschiedliche Rufe. Dabei konnten die Forschenden über den Klang des ersten Lauts vorhersagen, wie oft die Krähe rufen wird. Das weist auf einen Planungsprozess der Krähen hin.[2]
Eichelhäher, (c) Ulrich Köller/NABU-naturgucker.de
Eichelhäher
(c) Ulrich Köller/NABU-naturgucker.de
Erinnern wir uns bewusst an Erlebnisse in einem bestimmten räumlichen und zeitlichen Zusammenhang, wird das als episodisches Gedächtnis bezeichnet. Bislang wurde davon ausgegangen, dass nur Menschen diese Fähigkeit besitzen. Forschende der University of Cambridge haben in einer Studie mit Eichelhähern gezeigt, dass wohl auch sie die Fähigkeit haben, sich zumindest im Zusammenhang mit der Nahrungssuche zunächst beiläufig erscheinende Informationen zu merken und bei Bedarf wieder abzurufen. Die Vögel konnten zufällige visuelle Informationen bei einem Test mit versteckter Nahrung nutzen, um einen für sie unerwarteten Gedächtnistest zu lösen. Dabei lagen ihre Leistungen über dem Zufallsniveau. In der Natur sind Eichelhäher nicht nur in der Lage, sich die von ihnen angelegten Verstecke zu merken, sondern sie wissen auch, welche Nahrung zuerst verdirbt und verzehrt werden muss. Sie stehlen außerdem Nahrung, wenn sie einen Artgenossen beim Anlegen eines Verstecks beobachtet haben.[3]

[1] Andreas Nieder. The Adaptive Value of Numerical Competence. Trends in Ecology & Evolution. Volume 35, Issue 7, P605-617, July 2020. DOI: → 10.1016/j.tree.2020.02.009
[2] Diana A. Liao et al. ,Crows “count” the number of self-generated vocalizations. Science 384, 874-877(2024). DOI: → 10.1126/science.adl0984
[3] Davies JR, Garcia-Pelegrin E, Clayton NS (2024) Eurasian jays (Garrulus glandarius) show episodic-like memory through the incidental encoding of information. PLOS ONE 19(5): e0301298. DOI: → 10.1371/journal.pone.0301298

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