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Ehemals häufige Insekten gehen besonders stark zurück

Siebert, Ina [Ina Siebert1] - 19. Apr 2024, 07:30
Weltweit ist der Rückgang der Insekten in vielen Regionen wahrnehmbar und durch Studien belegt. Bislang war allerdings wenig darüber bekannt, wie sich die Bestände von jeweils lokal häufigen und seltenen Arten entwickeln. Ein Forschungsteam unter deutscher Leitung hat in einer Meta-Studie festgestellt, dass häufige Arten mit einer hohen Zahl an Individuen stärker abgenommen haben als seltene Arten.
Die Anzahl der Kleinen Füchse sinkt laut den Studien, (c) Jens Winter/NABU-naturgucker.de
Die Anzahl der Kleinen Füchse sinkt laut den Studien
(c) Jens Winter/NABU-naturgucker.de
Die Ergebnisse beruhen auf einer Auswertung von 106 Studien von insgesamt 923 Gemeinschaften landlebender Insekten, überwiegend aus Europa und Nordamerika. Sie decken Zeiträume über 9 bis 64 Jahre ab. Insgesamt zeigte sich in den Daten ein Rückgang der Insekten um etwa 1,5 Prozent pro Jahr. Bei einem Vergleich der Tendenzen stellten die Forschenden fest, dass zu Anfang der Beobachtungen häufige Arten im Durchschnitt um etwa 8 Prozent pro Jahr abnahmen. Seltenere Arten waren weniger stark betroffen. Dieser überproportionale Rückgang ursprünglich reichlich vorhandener Insektenarten könnte erklären, warum es heute weniger Insekten gibt als in der Vergangenheit. Gerade häufige Arten sind oft besonders wichtig für die Leistungen von Ökosystemen, weshalb ihr Rückgang hier vermutlich bereits zu einer Umstrukturierung geführt hat und das weiter tun wird.[1]
Carabus-Arten wie der Goldlaufkäfer sind geschützt, (c) Hubertus Schwarzentraub/NABU-naturgucker.de
Carabus-Arten wie der Goldlaufkäfer sind geschützt
(c) Hubertus Schwarzentraub/NABU-naturgucker.de
Daten sind für Naturschutz und -forschung notwendig, um einen objektiven Eindruck von der Verbreitung und Vielfalt von Lebewesen zu bekommen. Daher rufen → NABU|naturgucker, → NABU und → LBV alle Interessierten auf, an der → Zählaktion Insektensommer teilzunehmen. Je mehr Beobachtungen und Fotos aus dem ganzen Land zusammengetragen werden, desto besser lassen sich die Entwicklungen der Bestände von Schmetterlingen, Bienen, Käfern, Fliegen, Wanzen & Co. nachvollziehen. Damit können geeignete Maßnahmen gegen das Insektensterben angegangen werden.
Auf Feuchtgebiete angewiesen: Sumpfschrecke, (c) Rolf Jantz/NABU-naturgucker.de
Auf Feuchtgebiete angewiesen: Sumpfschrecke
(c) Rolf Jantz/NABU-naturgucker.de
Insekten haben als erwachsene Tiere oft eine sehr kurze Lebenszeit von wenigen Wochen oder gar nur Tagen. Daher sollte für den Insektensommer idealerweise in zwei verschiedenen Zeiträumen gezählt werden, um eine gute Übersicht der verschiedenen Ordnungen und Arten zu bekommen. Sie laufen vom 31. Mai bis zum 9. Juni und vom 2. bis 11. August 2024. Es geht darum, für eine Stunde in einem beliebigen Gebiet im Umkreis von etwa zehn Metern alle auftretenden Insekten zu zählen und zu melden. An der Aktion können sich vom Neuling bis zum Profi alle Menschen beteiligen. Leicht bestimmen und zählen lässt es sich mit der kostenlosen → Web-App Insektensommer. Sie enthält ausführliche Artporträts aus 21 Ordnungen.

[1] van Klink, R., Bowler, D.E., Gongalsky, K.B. et al. Disproportionate declines of formerly abundant species underlie insect loss. Nature 628, 359–364 (2024). DOI: → 10.1038/s41586-023-06861-4

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