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Hintergründe und Neues aus der Forschung leicht verständlich erklärt
Beobachtungsprojekt zur hochansteckenden Salamanderpest
Siebert, Ina [Ina Siebert2] - 12. Apr 2024, 08:05
Seit mindestens 2004 befällt der Amphibien-Pilz Bsal (Batrachochytrium salamandrivorans) Tiere in Deutschland; Erstnachweise stammen aus der Eifel. Wahrscheinlich ist der Pilz mit dem internationalen Tierhandel nach Europa gebracht worden. Er greift die Haut von Salamandern und Molchen an, zerstört deren Funktion und führt vor allem beim → Feuersalamander (Salamandra salamandra) immer zum Tod.

Feuersalamander im Oktober 2023 in Thüringen
(c) Jens Winter/NABU-naturgucker.de
(c) Jens Winter/NABU-naturgucker.de
Äußerlich lässt sich die Erkrankung für gewöhnlich durch Hautläsionen erkennen. Diese treten allerdings in der Regel erst in einem späteren Infektionsstadium auf, sodass auch ein gesund erscheinendes Tier infiziert sein kann. Ursprünglich liegt die Heimat dieser Pilzart in Asien, wo verschiedene Arten von Schwanzlurchen befallen werden. Anders als die europäischen Tiere, deren Immunsystem bislang teils nur sehr schlecht mit dem Erreger zurechtkommt, sterben die asiatischen Amphibien aufgrund ihrer natürlichen Abwehrstrategien infolge einer solchen Pilzinfektion normalerweise nicht.

Bergmolch im März 2023 in Nordrhein-Westfalen
(c) Ulrich Köller/NABU-naturgucker.de
(c) Ulrich Köller/NABU-naturgucker.de
Wie sehr sich der Pilz in Deutschland verbreitet, wird auch mithilfe der Bürger*innen dokumentiert. Wer lebende oder tote Feuersalamander sieht, fotografiert die Tiere bitte aus unterschiedlichen Perspektiven, ohne sie zu berühren. Fotos mit einer Sichtungsmeldung auf NABU-naturgucker.de werden von Forschenden ausgewertet. Jedes Bild oder Video kann helfen, ganz gleich, ob Feuersalamander mit oder ohne Hautläsionen zu sehen sind. Forschende der Universitäten Trier und Braunschweig sowie die Teams der Biologischen Stationen der Städteregion Aachen und des Kreises Düren können das Bildmaterial und die Videos später auswerten.

Feuersalamander im Mai 2023 in Baden-Württemberg
(c) Bernhard Etspüler/NABU-naturgucker.de
(c) Bernhard Etspüler/NABU-naturgucker.de
Für Menschen und andere Tiere ist der Pilz ungefährlich. Wir können jedoch über unsere Schuhe oder Fahrradreifen die Sporen des Pilzes in andere Regionen bringen und damit zur Ausbreitung beitragen. Verhindern lässt sich das durch eine Desinfektion nach einem Aufenthalt in Lebensräumen von Feuersalamandern (beispielsweise mit 70%igem Alkohol wie Brennspiritus). In den Lebensräumen, die der Pilz bereits erreicht hat, verbleibt er wahrscheinlich viele Jahre. Weitere Informationen zur Salamanderpest und zur Meldung von Beobachtungen hat NABU|naturgucker auf der Webseite zum → Beobachtungsprojekt Salamanderpest (Bsal) zusammengefasst.

Nördlicher Kammmolch im April 2023 in Baden-Württemberg
(c) Rainer Armbruster/NABU-naturgucker.de
(c) Rainer Armbruster/NABU-naturgucker.de
Weltweit wird der pathogene Pilzes Batrachochytrium dendrobatidis (Bd) mit dem Rückgang von mehr als 500 Amphibienarten in Verbindung gebracht. Er ist genetisch nah verwandt mit Bsal und verursacht bei zahlreichen Amphibienarten schwere Hautinfektionen, die zum Tod führen. Bislang wurden keine natürlichen Feinde des Pilzes gefunden. Amerikanische Forschende haben bei Untersuchungen der DNA ein Virus entdeckt, das den Pilz befällt. In Laborkulturen hatte es eine verminderte Ausbreitung des Pilzes zur Folge, bei infizierten Amphibien war die Virulenz jedoch erhöht. Weitere Forschungen an dem Virus sollen zeigen, inwiefern es beispielsweise durch genetische Veränderungen dazu beitragen kann, dass der Pilz weniger Sporen bildet oder die Erkrankung befallener Tiere anderweitig vermindert werden kann.[1]
[1] Rebecca A. Clemons, Mark N. Yacoub, Evelyn Faust, ..., Lillian K. Fritz-Laylin, Timothy Y. James, Jason E. Stajich, 2024. An endogenous DNA virus in an amphibian-killing fungus associated with pathogen genotype and virulence. Current Biology 34, 1469–1478. DOI: → 10.1016/j.cub.2024.02.062