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Antikörper gegen Vogelgrippe in Basstölpeln nachgewiesen

Siebert, Ina [Ina Siebert1] - 3. Nov 2023, 06:55
Bis zum Ausbruch der Vogelgrippe während der Brutzeit 2022 flogen → Basstölpel (Morus bassanus) in Deutschland im Aufwind: Von den ersten Brutpaaren auf Helgoland 1991 war die einzige hiesige Kolonie auf knapp 1.500 Brutpaare angewachsen. Im vergangenen Jahr starben hunderte Tiere; schätzungsweise 70 Prozent der Nester waren vorzeitig verlassen. Basstölpel werden erst mit vier oder fünf Jahren geschlechtsreif und legen nur ein Ei im Jahr. Daher wirkt sich der Verlust von erwachsenen Tieren besonders stark auf ihren Bestand aus.
Basstölpel im Mai 2022 auf Helgoland, (c) Monika Podgorski/NABU-naturgucker.de
Basstölpel im Mai 2022 auf Helgoland
(c) Monika Podgorski/NABU-naturgucker.de
Noch stärkere Einbrüche erlitten Brutkolonien in Großbritannien, insbesondere auf Bass Rock. Nach dieser Insel und ihrem großen Vorkommen hier sind die Meeresvögel benannt.
Einer internationalen, als Preprint veröffentlichten Studie zufolge wurde in 40 Kolonien – das entspricht 75 Prozent aller Kolonien – im Jahr 2022 eine besonders hohe Sterblichkeit festgestellt. Auf Bass Rock sank der Bruterfolg um rund zwei Drittel im Vergleich zum langfristigen britischen Mittelwert.
Basstölpel im Juni 2018 über Bass Rock, (c) Johannes Klemenz/NABU-naturgucker.de
Basstölpel im Juni 2018 über Bass Rock
(c) Johannes Klemenz/NABU-naturgucker.de
Hoffnung geben Untersuchungen von scheinbar gesunden Vögeln, die Antikörper gegen den hochansteckenden H5N1-Virus in sich trugen. Die meisten von ihnen hatten nicht die typischen hellblauen Augen, sondern eine schwarz verfärbte oder gänzlich schwarze Iris. Angeregt werden weitere Untersuchungen, wie lange eine mögliche Immunität besteht und wie sich Infektionen auf den Fortpflanzungserfolg auswirken. Zudem sollte erforscht werden, ob sich die Verfärbungen der Iris zur nicht-invasiven Diagnose einer Infektion eignen und womöglich auch bei anderen Arten auftreten.[1]
Basstölpel mit schwarzem Auge im Mai 2023 auf Helgoland, (c) Sabine Frey/NABU-naturgucker.de
Basstölpel mit schwarzem Auge im Mai 2023 auf Helgoland
(c) Sabine Frey/NABU-naturgucker.de
Etwa 900 Brutpaare wurden in diesem Jahr auf Helgoland beobachtet. Darunter waren Tiere mit schwarzen Augen, wie auch Fotos im Artporträt auf → NABU-naturgucker.de zeigen. 2023 waren Basstölpel weniger stark von der erneut auf der Insel auftretenden Vogelgrippe betroffen. Überwiegend erkrankten und starben hier → Trottellummen (Uria aalge).[2] Insgesamt verbreitete sich die Vogelgrippe in Europa in diesem Jahr besonders stark unter → Möwen (Laridae) und → Seeschwalben. Weltweit sind inzwischen Populationen von Wildvögeln betroffen.[3] Jüngst wurde der Virus auch in → Subantarktikskuas (Catharacta antarctica) in der Antarktisregion nachgewiesen. Da die Übertragungsmuster und die Sterblichkeitsraten in Europa sowie Nord- und Südamerika sehr unterschiedlich waren, lassen sich noch keine Vorhersagen zum Verlauf des Ausbruchs auf Bird Island treffen.[4]

[1] Jude V Lane, Jana WE Jeglinski, Stephanie Avery-Gomm et. al. High pathogenicity avian influenza (H5N1) in Northern Gannets: Global spread, clinical signs, and demographic consequences. bioRxiv, The preprint server for Biology. DOI: → 10.1101/2023.05.01.538918

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