
Wissen
Hintergründe und Neues aus der Forschung leicht verständlich erklärt
Ziehende Fledermäuse profitieren von ziehenden Nachtfaltern
Siebert, Ina [Ina Siebert2] - 25. Aug 2023, 07:55
Im Herbst ziehen sie wieder über uns hinweg in ihre Winterquartiere – → Vögel, → Fledermäuse und → Insekten, vor allem → Schmetterlinge. Während der Vogelzug seit etwa Anfang des 20. Jahrhunderts in Deutschland systematisch erforscht wird, ist über den Zug von Fledermäusen und Insekten erst wenig bekannt. Zwar wandern zahlenmäßig deutlich mehr Insekten als Vögel, doch sind sie mit ihrer geringen Größe deutlich schwerer zu verfolgen.

Totenkopfschwärmer
(c) Oskar Jungklaus/NABU-naturgucker.de
(c) Oskar Jungklaus/NABU-naturgucker.de
Winzige Funksender, die nur noch 0,2 Gramm wiegen und auch von großen Insekten getragen werden können, ermöglichen neue Untersuchungen und Erkenntnisse. Forschende aus Konstanz und Exeter haben → Totenkopf-Schwärmer (Acherontia atropos) so besendert und auf ihrem Flug über die Alpen verfolgt. Totenkopfschwärmer haben eine Flügelspannweite von 13 Zentimetern und gehören zu den größten Schmetterlingen in Europa. Etwa 4.000 Kilometer wandern die Falter in mehreren Generationen zwischen Europa und Afrika.
In einer Nacht legten die untersuchten Tiere Strecken von bis zu 80 Kilometern zurück und erreichten 35 Kilometer pro Stunde. Dabei hielten sie ihren Kurs und ließen sich nicht von veränderten Windverhältnissen beeindrucken. Bei für sie günstigen Windverhältnissen flogen sie in größerer Höhe und ließen sich eher tragen. Niedriger und mit höherer Geschwindigkeit flogen sie bei Gegen- oder Seitenwind. Auf ihrer Route nutzten sie die tiefsten Landschaftspunkte. Unterwegs legen sie zudem Eier ab, bevorzugt an → Kartoffeln (Solanum tuberosum). Weitere Forschung soll nun zeigen, wie die Totenkopfschwärmer navigieren. Es wird vermutet, dass sie neben visuellen Signalen auch einen Magnetrichtungskompass nutzen.[1]
In einer Nacht legten die untersuchten Tiere Strecken von bis zu 80 Kilometern zurück und erreichten 35 Kilometer pro Stunde. Dabei hielten sie ihren Kurs und ließen sich nicht von veränderten Windverhältnissen beeindrucken. Bei für sie günstigen Windverhältnissen flogen sie in größerer Höhe und ließen sich eher tragen. Niedriger und mit höherer Geschwindigkeit flogen sie bei Gegen- oder Seitenwind. Auf ihrer Route nutzten sie die tiefsten Landschaftspunkte. Unterwegs legen sie zudem Eier ab, bevorzugt an → Kartoffeln (Solanum tuberosum). Weitere Forschung soll nun zeigen, wie die Totenkopfschwärmer navigieren. Es wird vermutet, dass sie neben visuellen Signalen auch einen Magnetrichtungskompass nutzen.[1]

Simulans-Bodeneule
(c) Friedemann Treutz/NABU-naturgucker.de
(c) Friedemann Treutz/NABU-naturgucker.de
Viele Zugrouten werden von verschiedenen Tiergruppen benutzt. Über Gebirgspässe in den Pyrenäen beispielsweise wandern im Herbst zahlreiche Insekten aus Nordeuropa. Forschende der Universität Exeter haben herausgefunden, dass Fledermäuse parallel mit Nachtfaltern den 2.273 Meter hohen Pass von Bujaruelo überqueren und sich von diesen ernähren. Sie wiesen in drei aufeinanderfolgenden Jahren 66 Insektenarten aus vier Ordnungen nach, die in der Nacht ziehen. 90 Prozent von ihnen waren Nachtfalter, darunter in besonders großen Zahlen die → Baumwoll-Sonneneule (Helicoverpa armigera) und die → Steppenhügel-Weißadereule (Mythimna vitellina). Durch Fänge der → Simulans-Bodeneule (Rhyacia simulans) gelang mit der Studie erstmals der Nachweis, dass diese Art wandert. Erreichten Nachtfalter den Pass, zeigten Auswertungen von Fledermausdetektoren eine hohe Aktivität und verstärkte Jagdrufe von Fledermäusen der → Gattung Nyctalus sowie der → Europäischen Bulldogg-Fledermaus (Tadarida teniotis). Sowohl wandernde als auch lokale Fledermäuse scheinen damit die Nachtfalter als wichtige Nahrungsquelle zu nutzen, um Energiereserven für den Zug aufzufüllen oder für den Winterschlaf zu bilden.[2]
Weiterer Blog-Beitrag der NABU|naturgucker-Akademie zum Thema:
→ Rauhautfledermaus hat neuen Langstreckenrekord aufgestellt (13. Mai 2022)
Weiterer Blog-Beitrag der NABU|naturgucker-Akademie zum Thema:
→ Rauhautfledermaus hat neuen Langstreckenrekord aufgestellt (13. Mai 2022)

Großer Abendsegler
(c) Andreas Stern/NABU-naturgucker.de
(c) Andreas Stern/NABU-naturgucker.de
[1] Myles H. M. Menz et al., Individual tracking reveals long-distance flight-path control in a nocturnally migrating moth. Science 377, 764-768 (2022). DOI: → 10.1126/science.abn1663
[2] Hawkes Will L., Davies Kelsey, Weston Scarlett, Moyes Kelly, Chapman Jason W. and Wotton Karl R. 2023. Bat activity correlated with migratory insect bioflows in the Pyrenees. R. Soc. open sci.10:230151. DOI: → 10.1098/rsos.230151