NABU|naturgucker Akademie

Wissen

Hintergründe und Neues aus der Forschung leicht verständlich erklärt

Funktionen

Manche Vögel beschleunigen ihren Zug

Siebert, Ina [Ina Siebert1] - 14. Apr 2023, 06:35
Von den rund 10.000 Vogelarten weltweit zieht mehr als die Hälfte regelmäßig zwischen Brutgebiet und Winter- bzw. Ruhegebiet. Milliarden an Vögeln sind so unterwegs, ob nun als Kurzstreckenzieher wie der → Kiebitz (Vanellus vanellus) zwischen beispielsweise Deutschland und Frankreich oder als Langstreckenzieher wie die → Küstenseeschwalbe (Sterna paradisaea). Ihr Brutgebiet reicht bis zum nördlichen Polarkreis, während die Überwinterungsgebiete zwischen Südafrika und der Antarktis liegen.
Mönchsgrasmücke im Herbst in Hessen, (c) Roland Tichai/NABU-naturgucker.de
Mönchsgrasmücke im Herbst in Hessen
(c) Roland Tichai/NABU-naturgucker.de
Genetische Faktoren sind bei den meisten Vögeln für das Zugverhalten verantwortlich. Das bedeutet jedoch nicht, dass alle Individuen in gleicher Weise und Richtung ziehen. So sind etwa → Mönchsgrasmücken (Sylvia atricapilla) hier besonders variabel. Je nach Brutgebiet gibt es sesshafte Populationen oder Teil-, Mittel- und Langstreckenzieher. Kreuzungsexperimenten am Max-Planck-Institut für Ornithologie in Radolfzell zufolge zeigen Nachkommen das gleiche Verhalten wie ihre Eltern, ohne dieses direkt von ihnen gelernt zu haben. Wann sie wohin fliegen, ist also angeboren. Welche Gene das Zugverhalten steuern, ist Gegenstand weiterer Studien.[1]
Rotschwanz-Waldsänger im Winter in der Dominikanischen Republik, (c) Artur Segadlo/NABU-naturgucker.de
Rotschwanz-Waldsänger im Winter in der Dominikanischen Republik
(c) Artur Segadlo/NABU-naturgucker.de
Anhand von langfristigen Daten zu → Rotschwanz-Waldsängern (Setophaga ruticilla) haben amerikanische Forschende untersucht, wie Individuen ihr Zugverhalten anpassen können. Verfolgt haben sie markierte Vögel, die in Jamaika überwintern und im Osten der USA und Kanadas brüten. Jene, die im Frühjahr 10 Tage später aufbrachen als frühere Rückkehrer, zogen bis zu 43 Prozent schneller. Sie legten weniger oder kürzere Pausen ein oder flogen schneller. Allerdings verringerte sich gleichzeitig ihre Überlebensrate um rund 6 Prozent. Laut den Forschenden könnte ein solches kompensatorisches Verhalten bei kurzlebigen Vögeln besonders verbreitet sein. Sie haben weniger Chancen zu brüten als langlebigere Vögel und gehen daher womöglich eher das Risiko eines schnelleren Zuges ein.[2]

[2] Dossman, Bryant C., Rodewald, Amanda D., Studds, Colin E., and Marra, Peter P.. 2023. “Migratory Birds with Delayed Spring Departure Migrate Faster but Pay the Costs.” Ecology 104( 2): e3938. DOI: → https://doi.org/10.1002/ecy.3938

Funktionen

Bisher wurde noch kein Kommentar abgegeben.